Die Waschmaschine meines Vertrauens

Und plötzlich war sie weg: Die verlässliche Eudora quittierte den Dienst.
Sie war so energieraubend, ich entschied mich zur Trennung. Reparatur statt Neukauf wäre möglicherweise sinnvoller gewesen, rechnet mir die Umweltberatung vor.
Stefan Hofer

Stefan Hofer

Sie war so energieraubend, ich entschied mich zur Trennung. Eine falsche Entscheidung?

von Mag. Stefan Hofer

über Waschmaschinen

In letzter Zeit wurde es öfters lauter zwischen uns. Auch mein Nachbar, der schon erwähnte Herr K., beschwerte sich, fragte, ob bei mir abends schmutzige Wäsche gewaschen werde. Am Ende war sie so energieraubend, ich wollte Schluss machen. Doch sie kam mir zuvor. Einfach so. Zwischen den Spülgängen. Ich zog die Konsequenz, nämlich den Stecker.

Wir gingen getrennte Wege. Meiner führte mich zum Elektrohändler. Eudora dagegen war - abgeholt von zwei kräftigen Männern im Auftrag von Saturn - der Gang ins Waschmaschinen-Nirvana beschieden. Wohlverdient. In einer Zeit zusammengeschraubt, als Kinder meiner Generation noch Stolz auf einen Walkman waren und 5,25 Zoll-Disketten ehrfürchtig ins Laufwerk eines Commodore schoben, dann vererbt, verschenkt und von mir vor wenigen Jahren um 150 Euro erworben, hat sie das Versprechen des Herstellers - mehr als 20 Jahre Betriebsdauer - mehr als erfüllt.

Die Firma Eudora, in der Nachkriegszeit in Wien gegründet, produziert seit 1947 Waschmaschinen. In den 1970er pries man das "Goldkind" als "technologischen Meilenstein" an. Dann kam die "Supernova", bei Markteinführung vor rund 25 Jahren die meistverkaufte Waschmaschine in Österreich.

Also: Ein heimisches Qualitätsprodukt, entsorgen? Geht gar nicht!, war auch die Reaktion auf Twitter.

Jedenfalls: Weg war die Maschin'. Seufz.

Die Neue

Geschirrspüler? Geht auch ohne. TV-Gerät? Wäre verzichtbar. Aber ein Haushalt ohne Waschmaschine? Geht für mich gar nicht.

Doch-so-schnell-kannst-du-nicht-schauen machte sich die Neue breit. Genau zwischen Badezimmertür und Badewanne, Millimeterarbeit. Die Größe war das erste Kriterium. Zweitens musste die Maschine in Sachen Energieeffizenz sehr gut sein, am besten ein A+++ vorweisen. Zwecks Wasser- und Energie sparen und der Umwelt zuliebe. Was uns en passant zum dritten Punkt führt: Die Geldbörse sollte auch nicht nachhaltig beleidigt werden.

Hätte sich Reparatur gelohnt?

Alle jenen, die sich ein neues Haushaltsgerät anschaffen wollen, sei ein Anruf bei der Umweltberatung empfohlen. VOR dem Kauf.

Die Waschmaschine meines Vertrauens

Ich habe mich erst DANACH informiert und wollte wissen, wie lange es dauert, bis sich mein neues Gerät mit dem Kaufpreis von 400 Euro (inklusive Lieferung und Altgerät-Abtransport) "rechnet". Stromverbrauch (149 kw/h) und Wasserverbrauch (9200 Liter) laut Herstellerdaten (siehe Foto) verglichen die Experten der Umweltberatung mit den überschlagsmäßigen Zahlen des alten Geräts.

Frustrierend: Bei günstigeren Jahreskosten von 29,8 Euro (im Vergleich dazu das alte Gerät: 52,15 Euro) amortisiert sich meine Investition erst nach knapp zwei Jahrzehnten!

Gesamtkosten Neugerät Altgerät
Kauf 400 Euro 0 Euro
1. Jahr 430 Euro 52 Euro
18. Jahr 936 Euro 939 Euro
25. Jahr 1145 Euro 1304 Euro

Fazit der Umweltberatung: "Je nach Festlegung der Energieeffizienzsteigerung gegenüber der alten Eudora Super 38 (75 Prozent oder 100 Prozent) und einer Verringerung des Wasserverbrauchs um 50 Prozent rechnet sich der Neukauf nach einem Zeitraum von zirka 17 Jahren (Strompreisbasis: rund 20 Cent pro KWh)."

Haushaltsgroßgeräte sollten daher oft besser repariert und "nur im Fall irreparabler Schäden durch Neugeräte" ersetzt werden, argumentiert Experte Gerhard Jungert im KURIER-Gespräch. Ausnahme seien Kühl- und Gefriergeräte, da die Technik - also auch die Energieeffizienz - schneller voranschreite.

Vor allem zwei Aspekte sprechen für eine Reparatur: Zum einen seien viele neue Geräte nicht mehr so gut reparierbar wie alte (Anm.: durch die Elektronik und die komplizierte Technik). Zum anderen verlängere sich die Zeit, in der sich das Gerät amortisiere, drastisch, wenn man die "graue Energie" - also auch die Rohstoff- und Herstellungskosten des Produkts - miteinbeziehe.

Ans Reparaturnetzwerk in Wien hatte ich nicht gedacht. Aber diese Einrichtung ist irgendwann eine eigene Geschichte wert.

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