Wie politische Korrektheit nach hinten losgeht

Susanne Bobek

Susanne Bobek

Wie wehleidig wollen Frauen eigentlich sein? Wie humorlos, wie zickig, wie blöd?

von Susanne Bobek

über politische Korrektheit

Wie schnell sich das Blatt doch wendet. Der "berühmteste Frauenhasser der Welt" ist vermutlich bald rehabilitiert, denn Abgeordnete und allen voran, der schillernde Londoner Bürgermeister Boris Johnson nehmen den 72-jährigen Nobelpreisträger Sir Richard Timothy "Tim" Hunt in Schutz. Johnson behauptet jetzt sogar, er habe nur die Wahrheit gesagt. Einige Journalistinnen und ihre Follower haben sich total lächerlich gemacht – und der Sache der Frauen einen Bärendienst erwiesen.

"Mein Problem mit Mädchen"

Was war geschehen? Der britische Biochemiker hatte auf einer Pressekonferenz sein "Problem mit den Mädchen" beschrieben: "Wenn sie im Labor sind, passieren drei Dinge: Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich, und wenn man sie kritisiert, fangen sie an zu weinen." Dass das politisch unkorrekte Geständnis des 72-jährigen Nobelpreisträgers scherzhaft gemeint war, spielte keine Rolle. Das Cybermobbing gegen ihn war so heftig, dass Hunt vorübergehend seiner Existenz beraubt wurde. Das University College of London ließ ihn fallen, ebenso die Royal Society, der er mehr als 20 Jahre angehört hatte und der Europäische Forschungsrat.

So geht es zu, in der großen weiten Welt. Aber: Wie wehleidig wollen Frauen eigentlich sein? Wie humorlos, wie zickig, wie blöd? Sir Richard Timothy "Tim" Hunt wurde politisch korrekt als Frauenfeind erlegt. Da nutzte es nichts, dass man ihn eigentlich nur hätte googeln müssen. Hunt hat vor vier Jahren ebenfalls auf einer Pressekonferenz gesagt: "Wissenschaftler sehen Wissenschaftler als Wissenschaftler. Ob es sich um Mädchen oder Jungen handelt, ist meiner Meinung nach egal."

Zuhause eine Hausfrau

Seine Frau, eine angesehene Immunologin nahm ihn in Schutz und sagte, dass er zu Hause kein Chauvinist sei, sondern "eine Hausfrau". Shit happens. Besonders den politisch ganz Korrekten. Vor kurzem wurde ein amerikanischer Konzern bei einer polnischen Firma vorstellig – zwecks Übernahme. Und als die Compliance-Fragen kamen und die Fragen nach Frauenförderung und pipapo, antwortete der polnische Firmenchef in korrektem Englisch: "Sexual Harassment ist not a problem in our company, it’s an asset." Und verkaufen wolle er eh nicht - auf Wiedersehen. Dieser extrem gebildete und höfliche Pole hält jeder Frau die Tür auf und bezahlt seine Mitarbeiterinnen, by the way, ziemlich gut. Darum geht es eigentlich – und nicht um irgendwelche dumme Scherzchen.

Übrigens: Cybermobbing ist jetzt strafbar. Warten wir ab, wie der erste Prozess ausgeht.

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