Ein Coach für ein junges Team?

Österreich verlor in der Slowakei den vierten Länderkampf in Folge. Grund zur Besorgnis, aber nicht zur Resignation.
Harald Ottawa

Harald Ottawa

Auch das österreichische Standardproblem - die Körpersprache - offenbarte sich erneut.

von Harald Ottawa

über den Daviscup

Wenigstens eine traurige Serie konnte am Abschlusstag in der Slowakei dank Andreas Haider-Maurer beendet werden. Sein Sieg gegen Gombos brachte nicht nur Österreichs Ehrenpunkt, sondern auch den ersten Einzelsieg in einem Daviscup-Länderkampf seit Februar 2012. Traurig genug.

Es hat sich viel getan seit dem Sieg über die Russen, der Österreich das erste Weltgruppen-Viertelfinale seit 1995 bescherte. Die 1:4-Niederlage in Spanien war programmgemäß, nicht aber das Auftreten im Vorjahr.

Während in Kasachstan von der Vorbereitung bis zum Ende fast gar nichts klappte (Schwamm drüber) und Kapitän Clemens Trimmel in den Niederlanden im vergangenen Herbst unglücklich aufstellte (nach einer plötzlichen Erkrankung von Haider-Maurer gab es im Team keinen zweiten Einzelspieler mehr), lag in der Slowakei das Problem im mentalen Bereich. Sowohl der 20-jährige Debütant Dominic Thiem, den man für den Reifeprozess natürlich noch Zeit geben muss und für den auch Niederlagen eher fruchtbar als furchtbar sein können, als auch Andreas Haider-Maurer und das Doppel hatten Chancen, die Partien zu gewinnen - machten aber in entscheidenden Phasen haarsträubende Fehler. Auch das österreichische Standardproblem - die Körpersprache - offenbarte sich erneut. Wie schon in den vergangenen Partien, egal wen man ins rot-weiß-rote Leiberl steckte. Ein Mentalcoach täte dem Team gut. Vor allem, weil es den Weg der Verjüngung fortsetzen will. Talentproben gaben ja alle Jungen ab. Aber damit gewinnt man noch keine Spiele... Noch!

In Lettland ist der Druck noch größer. Es ist bekannt, dass man mit einer Niederlage bei Gulbis & Co. dann sogar gegen den Abstieg in die Drittklassigkeit spielt. Gerade das ist aber eine Herausforderung für Österreichs junge Spieler, die noch einige Zeit von den Routiniers Jürgen Melzer und Alexander Peya angeführt werden. Beide sind nicht nur als Weltklasse- und Teamspieler Vorbilder für die Jungen im Team. Die Position eines Mentaltrainers können auch logischerweise sie nicht einnehmen. Eher schon Kapitän Clemens Trimmel, will er sich nicht Musters Job-Beschreibung "Handtuch-, Wasser- und Mund halten" kampflos ergeben. Ratsam wäre es dennoch, einen psychologisch geschulten Coach mitzubringen und dafür einen Physio zu Hause zu lassen. Präsident Leitgeb hat übrigens die Ausbildung zum Mentalcoach gemacht, könnte zumindest in diesem (nicht unwesentlichen) Bereich seine Beziehungen spielen lassen.

Nur ein Detail. Wichtig wird sein, dass Melzer wieder nach oben kommt, Thiem weiter durchstartet und Haider-Maurer und Gerald Melzer ebenso Selbstvertrauen durch Siege auf der Tour feiern. Dann hamma zumindest abseits der Daviscup-Länderkämpfe Freud' am zweitwichtigsten Sommersport im Lande.

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