ORF-Budget für Song-Contest-Jahr 2015 ist fertig

Teure Conchita: Die Song Contest-Gewinnerin brachte den Mega-Event nach Österreich. Kolportierte Kosten: 25 Millionen Euro.
Bis Freitag hätte die Geschäftsführung Zeit gehabt, am Montag einigte sie sich dem Vernehmen nach. Innovationen sind vorerst nicht leistbar.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Es wurde entgegen aller Befürchtungen keine Last-Minute-Streiterei

von Philipp Wilhelmer

Über das ORF-Budget für das Song-Contest-Jahr 2015:

Im Vorfeld des Sieges von Conchita Wurst war am Küniglberg gescherzt worden: Bloß kein Sieg, das kostet Millionen. Als dann die bärtige Gewinnerin mit der gläsernen Statuette stolz in Kopenhagen stand, blieb den handelnden Akteuren nichts übrig, als Begeisterung zu verbreiten. Das Geld werde man schon auftreiben, erklärten Finanzdirektor Richard Grasl und Generaldirektor Alexander Wrabetz kurze Zeit später.

Die Debatte um den Austragungsort geriet zum Tauziehen der beiden. Wrabetz setzte sich mit der Wiener Stadthalle durch, Grasl ließ umgehend protokollieren, er sei nicht einverstanden. Umso überraschender: Ein halbes Jahr nach dem Sieg steht das Budget nun, wie aus ORF-Kreisen zu hören ist. Und es wurde entgegen aller Befürchtungen keine Last-Minute-Streiterei, denn bereits am Montag hatte man demnach „über alle Bereiche Einigungen“, auch die berühmten Fehlbeträge, die im Finanzsprech euphemistisch als „Deltas“ bezeichnet werden, seien geschlossen. „Ausgeglichen“ sei das Budget darüberhinaus auch noch, erfuhr der KURIER.

Bis Freitag wäre Zeit gewesen

Die ORF-Geschäftsführung hätte noch bis Freitag Zeit, um einen Finanzplan für das Jahr 2015 zu erstellen, bevor die Stiftungsräte über das Budget im kommenden Geschäftsjahr informiert werden müssen. Wohl gemerkt: 2015 ist nicht irgendein Geschäftsjahr, sondern jenes, in dem der ORF den millionenteuren Song Contest zu verdauen hat. Kolportierte Kosten: 25 Millionen, 10 davon will der ORF mit Einnahmen aus dem Event ausgleichen. Bleiben 15 Millionen, die im Budget verdaut werden müssen. Einen Teil davon bestreitet der ORF aus dem Geschäftsjahr 2014.

Details sind noch streng unter Verschluss, werden aber spätestens dann, wenn die Stiftungsräte den Finanzplan am Freitag in Händen halten, wohl durchsickern. Die eine oder andere Sparmaßnahme im Programm wohl auch. Kolportiert sind mehrere Millionen, was der Größenordnung eines Herbstevents wie der „Großen Chance“ entspräche.

Seher wird wenig von Einsparungen merken

Sonst wird der Seher nicht viel von Einsparungen mitbekommen. Was auf der Strecke bleiben wird, sind die Innovationen, die einmal mehr unfinanzierbar bleiben: So liegen dem Vernehmen nach zahlreiche Eigenproduktionen für ORFeins in der Schublade, was dringend notwendige Erneuerung brächte, die Wrabetz im Sommer einforderte: ORFeins müsse „österreichischer werden“, sagte er etwa.

Der Trost für den General: 2016 ist aber auch noch ein Jahr. Und da wird dann die ORF-Führung neu gewählt. Kommen die angekündigten Innovationen, sind sie Werbung für den Amtsinhaber, kommen keine, gilt immer noch die alte ORF-Devise: Knapp vor Generalswahlen wird wenig bis gar nichts entschieden. Ausreden gibt es immer.

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