Wenn der Papst kommt: Viel Aufwand für wenige Stunden

Papst Franziskus hielt diese Woche eine Rede im EU-Parlament in Straßburg
Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm - und an manchen Stellen verblüffend locker.
Philipp Hacker-Walton

Philipp Hacker-Walton

Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm - und an manchen Stellen verblüffend locker.

von Philipp Hacker-Walton

über den Papst-Besuch im EU-Parlament

Besuchstechnisch wird das Jahr 2014 für die EU-Institutionen kaum zu übertreffen sein: Im Frühjahr empfing die Kommission US-Präsident Barack Obama in Brüssel; nun kam der Papst ins Parlament nach Straßburg. Gäste von diesem Format bedeuten für die Gastgeber viel Ehre – aber auch viel Aufwand für einen relativ kurzen Aufenthalt.

Nachdem es vor einem halben Jahr an dieser Stelle um die Sicherheitsvorkehrungen beim Treffen mit Obama ging, hier nun ein Blick hinter die Kulissen des Papst-Besuchs.

Eines macht sich in der Vorbereitung rasch bemerkbar: Weil mit Franziskus über nichts verhandelt wird, sind seine Stunden im EU-Parlament viel genauer planbar. Man muss nicht abwarten, wie sich Gespräche entwickeln und wann es dann im Anschluss noch eine Pressekonferenz geben kann (als Papst gibt man erst gar keine), die Zeiten für die einzelnen Besuchsteile werden detailliert vorab festgelegt und halten am Ende auch ziemlich auf die Minute.

Sehr genau sind auch die Sicherheitschecks – zumindest auf dem Papier: Selbst Parlamentsmitarbeiter müssen sich für den Tag des Papst-Besuchs noch einmal extra anmelden. Brüssel-Korrespondenten, die jedes Jahr von den Institutionen neu „zugelassen“ werden, sowieso – das ist schon bei weniger hochkarätigen Treffen üblich.

Wer den Papst aus der Nähe sehen will, muss sich gleich zwei Mal akkreditieren: Einmal, um überhaupt ins Parlament zu dürfen; und noch einmal, um entweder den offiziellen Empfang vor dem Parlament oder die Rede im Plenarsaal vor Ort mitverfolgen zu können. Mutmaßlich laufen die Namen der Angemeldeten dann nicht nur (noch einmal) durch die Sicherheitsdatenbank der EU-Institutionen, sondern eben auch durch jene des Vatikans.

Sehr genau dürfte es die zuständige Abteilung im Parlament damit aber nicht nehmen: Die Mitarbeiter, die die Akkreditierungen verteilen, wissen erst einmal gar nichts davon, dass es überhaupt zwei gibt. Bei meinen beiden Badges ist auf einem der Vorname falsch, auf dem anderen der Doppel-Nachname vertauscht – da bringt dann auch die x-te Kontrolle im Computer nicht ganz so viel.

Stunden vor Franziskus' planmäßiger Ankunft ist der Haupteingang des Parlaments gesperrt, wird der Bereich von Polizisten und Soldaten bewacht; für ein paar Stunden wird auch die Tram-Haltestelle direkt vor dem Parlament nicht bedient. An zwei Seiten liegt das Parlament am Wasser, dort patrouilliert die Polizei in Booten. Auf dem Dach sind, lange bevor es ernst wird, Scharfschützen postiert.

Der einzige Weg auf den Vorplatz, wo Martin Schulz, ein Militärcorps und eine Blaskapelle den Papst empfangen, führt aus dem Parlament – also quasi aus der „gesicherten“ Zone, bei deren Betreten alle schon einmal kontrolliert wurden. Trotzdem muss man auf den zehn Metern vom Parlament zum Vorplatz noch einmal durch einen Metall-Detektor. Kameras werden überprüft und als „sicher“ gekennzeichnet.

Angesichts all dieser Checks sind die Kontrollen in manchen Punkten dann wieder überraschend lax: Den zweiten Badge, der im Vorfeld als unerlässlich für den Zugang zum Empfang auf dem Vorplatz genannt wurde, will niemand sehen. Weil es auf dem Parvis kalt ist und die meisten daher über den Badges Mantel oder Jacke tragen, werden einfach gar keine Akkreditierungen mehr überprüft. Und war es eigentlich geplant, dass sich unter die Journalisten und Fotografen so viele Parlamentsmitarbeiter mischen? Wahrscheinlich nicht.

Für eine kleine Gruppe macht das ansonsten so streng angelegte Protokoll überhaupt eine verblüffend großzügige Ausnahme: Die „Vatikan-Presse“, also jene Journalisten, die mit dem Papst aus dem Vatikan eingeflogen kommen, werden einfach an der Eingangskontrolle im Parlament vorbei gewunken: „Wir sind die Vatikan-Presse, das passt schon“, reicht als Eintrittskarte.

Man will sich schließlich nicht mit den übrigen Journalisten anstellen müssen, die – richtig geraten – nach der ersten Kontrolle beim Betreten des Parlaments und der zweiten beim Betreten des Vorplatzes vom Parlament aus jetzt beim Wieder-Betreten des Parlaments vom Vorplatz aus noch ein drittes Mal durch den Metall-Detektor müssen.

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