Napoleon, Waterloo und eine belgisch-französische Euro-Krise

Napoleon, Waterloo und eine belgisch-französische Euro-Krise
Belgiens Plan für die heurige Gedenkmünze hat eine kleine Verstimmung mit dem großen Nachbarn ausgelöst.
Philipp Hacker-Walton

Philipp Hacker-Walton

Man kann diesen Streit auch als gutes Zeichen sehen

von Philipp Hacker-Walton

über Belgiens Euro-Waterloo

In den letzten Jahren hat man sich an Euro-Krisen im großen Stil gewöhnt: In Irland, Griechenland, Portugal, Zypern - und in der Währungszone als Ganzes. Da kann man es, wann man möchte, schon auch als Zeichen der Entspannung sehen, wenn wieder über Kleinigkeiten, etwa das Design einer nationalen 2-Euro-Münze gestritten wird.

Belgien wollte heuer eine 2-Euro-Gedenkmünze herausgeben, die an den 200. Jahrestag von Waterloo erinnert. Darauf zu sehen: Der "Löwenhügel", jenes Denkmal, das am Schlachtfeld - wenige Kilometer außerhalb von Brüssel - an Napoleons historische Niederlage erinnert. Und dazu ein simpler Schriftzug: "Waterloo 1815 - 2015".

In Frankreich war man von dieser Idee wenig angetan: "Münzen in Umlauf zu bringen, auf denen ein Symbol steht, das für einen Teil der europäischen Bevölkerung schädlich ist, halten wir für schädlich", heißt es in einem Brief der französischen Regierung nach Brüssel, "insbesondere vor dem Hintergrund, da Regierungen der Eurozone die Einheit und die Zusammenarbeit in der Währungsunion versuchen, zu stärken."

Grundsätzlich kann jedes Land selbst über seine nationalen Euro-Rückseiten entscheiden. Legt jedoch ein anderes Euro-Land Einspruch ein, muss eine Mehrheit im Ministerrat entscheiden. Und da wusste Frankreich offenbar einige große, gewichtige Staaten hinter sich.

Das Ergebnis: Belgien hat die Waterloo-Gedenkmünze zurückgezogen - statt dem 2-Euro-Stück, das in den Zahlungsverkehr kommt, soll es jetzt eine reine Sammlermünze geben, zb um 3 oder 5 Euro.

In Brüssel ist man einigermaßen sauer auf den großen Nachbarn: 180.000 Stück der Waterloo-Euros sollen schon geprägt worden sein, bevor Frankreich erste Bedenken äußerte. Finanzminister Johann Van Overtveldt grummelt, die EU habe "jede Menge andere Probleme zu lösen".

Wer in den letzten Jahren selbst einmal in Waterloo war, wird sich über den Einwand Frankreichs vielleicht noch mehr wundern: Am Fuße des Löwenhügels steht ein Automat, an dem man sich seine eigene Gedenkmünze prägen lassen kann. Angeboten wird das jedoch nicht von den Belgiern - sondern von der französischen Münzprägeanstalt.

"Münzen in Umlauf zu bringen, auf denen ein Symbol steht, das für einen Teil der europäischen Bevölkerung schädlich ist, halten wir für schädlich, insbesondere vor dem Hintergrund, da Regierungen der Eurozone die Einheit und die Zusammenarbeit in der Währungsunion versuchen, zu stärken."

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