Die Briten, die Griechen und die Sorgen der "Sun"

Auf der Insel hat man einen anderen Blick auf die Krise der Eurozone, der mitunter skurrile Züge annimmt.
Philipp Hacker-Walton

Philipp Hacker-Walton

Das ist selbst für Insel-Verhältnisse ein Tiefpunkt

von Philipp Hacker-Walton

über die britische "Sun"

Ist man selbst tief drin in einer Sache, hilft es oft, eine Sichtweise von außen oder zumindest halb-außen als Vergleich präsentiert zu bekommen. Bei Belangen der Eurozone bieten sich einem da meist die Briten an: Sehr nah dran - aber eben doch nicht mitten drin.

So haben die britischen Politiker, die britischen Medien die Griechenland-Krise in den vergangenen Wochen auch sehr intensiv begleitet. Naturgemäß aus einem anderen Blickwinkel: Auch mit viel Sorge zwar, denn allzu schlecht sollte es dem "Kontinent", wie die Briten die Rest-EU gerne nennen, auch nicht gehen; schließlich ist gerade die Eurozone ein wichtiger Handelspartner für die Insel.

Generell dürften die meisten Briten jede Krise im Euroland aber als Bestätigung auffassen: Dafür, dass so eine Gemeinschaftswährung eben doch nicht funktionieren kann. Und dafür, dass es - ergo - eine ausgezeichnete Idee der Briten war, sich dem Euro so standhaft zu widersetzen.

Kurz ist es dieser Tage dann wirklich laut geworden aus London: Die britische Regierung wollte partout nicht, dass den Griechen eine Zwischenfinanzierung (für die Zeit, in der das dritte Hilfspaket ausverhandelt wird) aus dem alten Euro-Rettungsschirm EFSM gewährt wird. Aus einem einfachen Grund: Der EFSM ist eine Einrichtung aller 28 EU-Staaten, nicht nur der Eurozone. Also können alle mitstimmen - und alle müssen auch mitzahlen.

Da es sich aber, wie Schatzkanzler George Osborne diese Woche beim EU-Finanzministerrat in Brüssel sagte, um "ein Schlamassel der Euro-Länder" handelt, sollten diese auch gefälligst für den Überbrückungskredit für Athen gerade stehen. Eine Lösung war schnell gefunden: Der Kredit-Anteil der Nicht-Euro-Staaten wird über die EZB abgesichert, sie sind also formal dabei, tragen aber kein Risiko.

Um die klare Message werden viele Euro-Finanzminister Osborne wohl beneidet haben: Das geht uns nichts an, da zahlen wir nicht mit - und wenn es schiefgeht, passiert uns (fast) nichts.

An einem so großen und dominierenden Thema wie der Griechen-Krise kommen natürlich selbst die britischen Klatschblätter nicht dauerhaft vorbei. Die Sun hat dabei jüngst einen Zugang gefunden, ihren Lesern die Auswirkungen der Krise in Griechenland näher zu bringen, der, nun ja, wahrscheinlich nur der Sun einfallen würde. Der Titel der Story steht für sich:

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