"Bundesvision Song Contest": Da soll sich der ORF doch bitte was abschauen

Stefan Raab freut sich mit Revolverheld über den Triumph.
Revolverheld gewannen die zehnte Auflage des von Stefan Raab erfundenen Bewerbs.
Karl Oberascher

Karl Oberascher

Anfang kommenden Jahres will der ORF die Österreicher doch wieder vor die Wahl stellen. Wer unser Land beim Heim-Song-Contest 2015 vertritt, soll dann in vier Live-Vorausscheidungen ermittelt werden. Insgesamt werde sich die Vorauswahl über "acht bis zehn Hauptabende" erstrecken, kündigte Fernsehdirektoren Kathrin Zechner zuletzt an. Epische Ausmaße also für ein ebenso episches Event?

Die Befürchtung, dass das auf Kosten der Dramaturgie gehen könnte, ist nicht unbegründet.

Aber wollen wir positiv bleiben.

Wie es jedenfalls auch ginge, zeigte gestern Stefan Raab vor. Sein "Bundesvision Song Contest", eine Erfindung des deutschen Allesmoderators, feierte gestern mit einer mehr als vierstündigen Show zehnjähriges Jubiläum - und war dennoch erstaunlich kurzweilig.

Keine Casting-Show

16 Bands, eine aus jedem Bundesland, kämpften in der Lokhalle in Göttingen vor 3.500 Zuschauern um den Titel, der sich für Nachwuchsbands schon in der Vergangenheit zumindest als Karrierschubser erwiesen hat. Besonders Stefan Raab - wochentags mit seinem Late-Night-Verschnitt "TvTotal" eher lustlos unterwegs - glänzte dabei als charmanter Gastgeber: In kurzen Einspielern wurden nicht nur die Bands vorgestellt, Raab nützte die Gelegenheit auch, mit den jungen Kandidaten zu musizieren. Und man merkte: Raab ist wirklich ein Vollblutmusiker, der sich zu seinem Bewerb bewusst kein Casting-Show-Material einlädt.

Dem ORF wäre ein ähnlich inspirierter Moderator zu wünschen. Auch sonst würde dem immer wieder von nicht erfüllter Österreich-Quote geplagten ORF ( Ö3) das Format gut zu Gesicht stehen. Gesungen werden durfte nämlich nur auf Deutsch. Und überhaupt: Eine derartige Plattform für (ernst genommene) heimische Musiker sollte nicht auf ein derart seltenes Ereignis wie den Song-Contest-Gewinn beschränkt sein.

Show top - Musik mau

Gewonnen hat die Jubiläumsausgabe die Band Revolverheld. Die Gruppe um Sänger Johannes Strate, die bereits 2006 dabei war und damals Platz 2 beim " Bundesvision Song Contest" belegt hatte, überzeugte die Zuschauer mit ihrem Song "Lass uns gehen", der zum Aufbruch aus der Großstadt (die Band trat für Bremen an) aufs Land aufruft. Jupiter Jones aus Rheinland-Pfalz und Sänger Teesy aus Sachsen-Anhalt landeten auf Platz zwei und drei.

Interessante Beiträge kamen von Rapper Marteria oder Miss Platnum aus Berlin. Summa summarum dominierte aber - und das ist der einzige Kritikpunkt - eigentlich schon wieder aus den Charts verschwundener Einheitsbrei der Marke gefühliger Deutschrock.

Musikalisch könnte das in Österreich - das lässt sich bereits jetzt sagen - deutlich spannender werden. Kreisky, Ja, Panik, Wanda, der Nino aus Wien oder Bilderbuch? Warum nicht? Solange der Rahmen passt.

Nur was die Show betrifft, müssen wir eben noch abwarten und hoffen: Vielleicht hat sich der ORF da gestern ja was abgeschaut.

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