Ein leiser Abgesang auf die "Mad Men"

Und "Mad Men", Seriengewinner der Jahre 2008 bis 2011, ging heuer bereits zum zweiten Jahr in Folge leer aus.
Der einst mysteriöse Antiheld Don Draper geht seinem müden Ende entgegen.
Karl Oberascher

Karl Oberascher

Begleiterscheinung" - der Name ist Programm: In unserem TV-Blog begleiten Sie unsere Autoren durch neue Shows und Serien - zur Orientierung und ganz subjektiv.

Beinahe unauffällig, als wäre es nur eine von diesen vielen Serien startete " Mad Men" vergangenes Wochenende in den USA in die siebte und finale Staffel. Im Schatten von "Game of Thrones" und "House of Cards" läuft die sechste Staffel jener Serie, die bei den Golden Globes noch vor wenigen Jahren der Seriengewinner schlechthin war, aktuell noch beim Bezahlsender Sky.

Goldene Zeiten

Die Zeiten, in denen Don Draper und seine Werberkollegen im gleichen Atemzug mit Walter White und seine Drogenmachenschaften genannt wurde, sind jedenfalls lange vorbei. Dabei hatte die AMC-Serie zu Beginn 2007 den Hype um die 60er-Jahre neu entfachen können - "Mad Men"-Mottopartys inklusive. Dazu wurden ganze Abhandlungen (und Diplomarbeiten) über das Frauenbild in der Serie verfasst, wurde die Hauptfigur Don Draper (Jon Hamm) gleichermaßen sehnsüchtig gefeiert und fasziniert abgelehnt.

Nach bald sieben Jahren verlieren aber selbst Sprüche wie "hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der ihr auf den Hintern glotzt" ihren Reibungswert. Alles scheint gesagt, alles scheint geschrieben über dieses Kaleidoskop einer anderen Zeit, das immer mehr wollte und immer für mehr gehalten wurde, als es eigentlich war.

Kein Antiheld

Ein Wandel, der sich auch in der Dramaturgie der Serie widerspiegelt: Die endgültig letzten 14 Folgen der AMC-Serie spielen bereits im Jahr 1969. Jenes Jahr, als in Woodstock 400.000 Amerikaner zu Jimi Hendrix, Joan Baez und Marihuanaschwaden tanzten. Eine Zeit, in die der große Don Draper, der mit seinen genialen Ideen so ziemlich alles an den Mann und die Frau bringen konnte, nicht mehr so recht passen will. Er trinkt und raucht wie eh und je - und steht doch kurz vor seinem Rauswurf aus seiner eigenen Werbeagentur.

Sein Untergang hatte sich bereits in Staffel sechs abgezeichnet, als ihn seine Tochter Sally in flagranti mit einer fremdem Frau ertappte und seine Frau Megan nach Los Angeles zog. Der mysteriöse Antiheld Don Draper, er hat sich längst als triebgesteuerter Macho entlarvt.

Was von „Mad Men“ bleibt außer hübschen Anzügen, Kostümen und der Erkenntnis, dass Rauchen „so 60er“ ist? Ein genialer Schauspieler namens Jon Hamm und die Gewissheit, dass eben für alles seine Zeit ist - und die 60er-Jahre wohl endgültig abgelaufen sind. Ein für allemal.

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