Probleme mit der Blase – und ihre Behandlung

  
Mons Fischer beantwortet Fragen zu Bettnässen und Inkontinenz.

Bis zu welchem Alter ist es normal, wenn ein Kind nachts einnässt?

Bettnässen ist ein häufiges Problem im Kindesalter und definiert als Einnässen im Schlaf an mindestens zwei Nächten pro Monat. Bis zum vollendeten 5. Lebensjahr ist es völlig normal, wenn ein Kind einnässt und kein Anlass zur Sorge. Spätestens bis zum Eintritt in die Volksschule sollte das Kind dann aber trocken sein. Bleibt Bettnässen unbehandelt, können gestörte Sozialkontakte, Verhaltensauffälligkeiten, Versagensängste, vermindertes Selbstwertgefühl etc. die Folge sein.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Entgegen der weitläufigen Meinung, dass Bettnässen psychisch bedingt ist, liegt in den meisten Fällen ein körperliches Problem vor. Häufig sind eine verzögerte Reifung der Blasenfunktion bzw. der Blasen-Hirn-Steuerung, ein beeinträchtigter Aufwachmechanismus und/oder die nicht ausreichende nächtliche Produktion eines bestimmten Botenstoffes (ADH). Dieser bewirkt beim gesunden Kind, dass nachts weniger Harn gebildet wird als tagsüber. Schüttet der Körper nachts noch zu wenig von diesem Botenstoff aus, produziert die Niere somit weiter und die Blase kann die große Harnmenge nicht halten. Zusätzlich spielen abnorme Trinkgewohnheiten sowie genetische Faktoren eine Rolle. Wesentlich für die richtige Therapie-Entscheidung ist daher die ausführliche Diagnose beim Urologen oder Kinderfacharzt bzw. in einer Spezial-Ambulanz für Kinderurologie, die es in vielen Krankenhäusern gibt. Oft ist eine Kombinationstherapie aus allgemeinen Maßnahmen, Verhaltenstherapie und Medikamenten notwendig.

Welche Formen von Harn-Inkontinenz gibt es im Erwachsenenalter – und wie werden sie behandelt?

Im Erwachsenenalter wird vorrangig zwischen der Drang- und der Belastungsinkontinenz unterschieden. Je nach Ursache gibt es eine Reihe von physikalischen, medikamentösen und operativen Behandlungsmöglichkeiten. Bei der Belastungsinkontinenz (wenn schon bei geringer körperlicher Anstrengung Harn verloren wird) ist das gezielte Training der Beckenbodenmuskulatur unter Anleitung geschulter Physiotherapeuten das Mittel der Wahl. Eine überaktive Blase, die Dranginkontinenz, kann durch eine Kombination aus Medikamenten, Beckenboden- und Verhaltenstraining behandelt werden. Auch Biofeedback und Elektrotherapie bringen nachweisbare Erfolge. Operative Methoden kommen dann zum Einsatz, wenn die konservative Therapie nicht ausreicht. Die Lebensqualität lässt sich massiv steigern, oft ist dauerhafte Heilung möglich.

Information

Bettnässen: www.clubmondkind.at

Inkontinenz bei Erwachsenen: www.kontinenzgesellschaft.at

Welt-Kontinenz-Woche: 23. bis 27. 6.2014

Probleme mit der Blase – und ihre Behandlung
Dr. Mons Fischer, Urologe

Dr. Mons Fischer ist Urologe und Mitglied des Vorstandes der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ).

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