Insektengift-Allergie: Unterschätzte Gefahr

Bienenstich
Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie im Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ).

Wie gefährlich sind Insektengiftallergien?

Bienen- oder Wespenstiche sind für rund die Hälfte aller gefährlichen Allergien bei Erwachsenen verantwortlich, bei denen es zu einer schweren, lebensbedrohlichen allergischen Reaktion (Anaphylaxie) kommen kann. Symptome sind u.a. Juckreiz an mehreren Stellen, Rötung am ganzen Körper, Anschwellen von Lippen, Augen, Gesicht oder Hals, Husten, Atemnot und Erstickungsgefühl – bis hin zum Bewusstseinsverlust. Nur eine korrekt ausgeführte spezifische Immuntherapie schützt nahezu jeden Patient fast 100-prozentig.

Insektengift-Allergie: Unterschätzte Gefahr
Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl Priv.-Doz. Dr. Stefan Wöhrl, Facharzt für Dermatologie und Venerologie Allergieforscher

Wie funktioniert die Immuntherapie?

Der Patient bekommt den Allergie-Auslöser in steigender Dosierung in den Oberarm injiziert. Dadurch gewöhnt sich der Körper nachhaltig an das Insektengift, wodurch die allergische Reaktion deutlich schwächer ausfällt.

Wann kann die Therapie durchgeführt werden?

Es gibt zwei Varianten: Die konventionelle Therapie, die ein niedergelassener Arzt verabreichen kann. Sie dauert mehrere Monate und sollte daher vor der warmen Jahreszeit begonnen werden. Darüber hinaus gibt es ein Schnellschema, für das ein kurzer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich ist. Mit dem "Rush-Schema" kann die Aufbauphase innerhalb von drei bis sieben Tagen erfolgen. Da in kurzer Zeit hohe Mengen an Insektengift verabreicht werden, ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich, damit eventuell auftretende Nebenwirkungen schnell und effizient behandelt werden können. Der Vorteil ist, dass diese Therapie kurz vor oder sogar während der Saison gestartet werden und ein sicherer Schutz bereits nach der ersten Woche erreicht werden kann. Die über 3 bis 5 Jahre in monatlichen Abständen verabreichte Erhaltungstherapie ist bei beiden Therapieformen gleich. Danach zeigen die Patienten keine oder nur mehr sehr geringe Reaktionen auf das Bienen- und Wespengift. Die Wirkung der Insektengift-Immuntherapie hält viele Jahre an und kann immer wieder aufgefrischt werden. Trotzdem lassen sich nur zwei von zehn Allergikern damit behandeln.

Ist trotz Immuntherapie eine Notfallapotheke notwendig?

Alle Insektengiftallergiker sollten zusätzlich auch immer für den Notfall gerüstet sein. Die Medikamente Antihistaminikum und Kortison wirken entzündungshemmend bzw. antiallergisch und abschwellend, sind aber auf keinen Fall ausreichend, eine schwere allergische Reaktion zu bekämpfen. Deshalb ist zusätzlich das Hormon Adrenalin notwendig, das – mithilfe eines Autoinjektors – in den Muskel gespritzt wird. Es stabilisiert in Minutenschnelle den Kreislauf und kann damit fatale Schockreaktionen verhindern.

Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

Weitere Infos auf www.initiative-insektengift.at.

Kommentare