Dialyse: Wann sie notwendig wird

Dialyse: Wann sie notwendig wird
Priv.-Doz. Dr. Matthias Lorenz, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologe (Nierenspezialist), stellvertretender ärztlicher Leiter des Dialysezentrums Wien-Donaustadt.

Welche Aufgaben haben die Nieren – und wann kommt es zu einem Nierenversagen?

Dialyse: Wann sie notwendig wird
Priv.-Doz. Dr. Matthias Lorenz, stv. ärztlicher Leiter des Dialysezentrums Wien-Donaustadt

Die Nieren reinigen das Blut von Giftstoffen und regulieren den Flüssigkeits- sowie den Säure-Basen-Haushalt des Körpers – überschüssiges Wasser scheiden sie aus. Auch die Bildung der roten Blutkörperchen wird über sie reguliert. Die häufigsten Ursachen für ein Nierenversagen sind jahrelang unbehandelter Bluthochdruck und schlecht oder gar nicht eingestellter Typ-2-Diabetes sowie Autoimmunkrankheiten, bei denen das körpereigene Abwehrsystem das eigene Nierenzellgewebe attackiert und zerstört.

Kann man einem Nierenversagen vorbeugen?

Nicht in allen, aber in vielen Fällen. Der Lebensstil ist entscheidend: Bluthochdruck sollte behandelt werden, sodass die Werte unter 140/90 mmHg liegen. Bei Diabetes ist es wichtig, die Blutzuckerwerte so gut wie möglich zu senken. Da Rauchen die Gefäße schädigt, sollte man auch wegen der Gefahr für die Nieren mit dem Rauchen aufzuhören.

Was passiert bei der Dialyse und wann ist sie notwendig?

Die Dialyse ist ein Blutreinigungsverfahren, das die Aufgaben der Nieren übernimmt. Bei der Hämodialyse ("Blutwäsche") wird Blut entnommen und zur Reinigung durch einen Filter gepumpt. Das gereinigte Blut wird dem Körper rückgeführt. Die Behandlung muss in der Regel drei Mal die Woche durchgeführt werden und dauert vier bis fünf Stunden. Eine Blutwäsche wird notwendig, wenn die Funktion der Nieren unter zehn Prozent ihrer maximalen Leistungsfähigkeit sinkt. Ein alternatives Verfahren für einen Teil der Patienten ist die Bauchfelldialyse, die zu Hause durchgeführt werden kann.

Wie viele Patienten erhalten eine Dialyse?

Rund 4000 Patienten erhalten österreichweit die klassische Hämodialyse, weitere 400 eine Bauchfelldialyse. Zusätzlich gibt es 4500 Patienten, die dank einer Nierentransplantation keine Dialyse benötigen. Eine Dialyse ist heute mit einer akzeptablen Lebensqualität über viele Jahre hindurch möglich. Es gibt Patienten, die diese Behandlung 30 Jahre lang durchführen. Unsere jüngsten Patienten sind etwas älter als 20 Jahre, unsere ältesten knapp 90 Jahre alt. Es gibt kein Alterslimit nach oben.

Nimmt der Bedarf an Dialyseplätzen zu?

Ja. Die steigende Lebenserwartung sowie die Zunahme an Typ-2-Diabetikern hat den Bedarf an Dialyseplätzen in den vergangenen zehn Jahren stark steigen lassen. Vor genau fünf Jahren wurde das Dialysezentrum Wien-Donaustadt eröffnet. Es ist ein Kooperationsprojekt des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und des Konventes der Barmherzigen Brüder Wien. Es ist eines der modernsten und mit 72 Dialyseplätzen für bis zu 430 Patienten auch eines der größten Europas. Damit konnte der Mangel an Dialyseplätzen behoben werden. Die Behandlungen erfolgen an sechs Tagen in der Woche zwischen 7 und 19 Uhr.

www.dialysewien.at

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