Freude! Die ersten CARE-Pakete in Österreich

Freude! Die ersten CARE-Pakete in Österreich
Heute vor siebzig Jahren: Am 19. Juli 1946 wurden die ersten CARE-Pakete in Österreich verteilt

"Das war für mich wie zehn Mal Weihnachten", erzählt die Wiener Malerin Hilda Uccusic ihrer Enkelin Jalda an einem schönen Sommertag des Jahres 2016. Auch damals war es Sommer, 1946. Die Fenster der Wohnung in Sievering, in die ihre Familie noch während des Kriegs notdürftig einquartiert worden war, standen zum Hof offen. "Und da wurde ein Packerl für mich abgegeben."

Heute vor siebzig Jahren, am 19. Juli 1946, trafen die ersten 3200 CARE-Pakete am Franz-Josefs-Bahnhof in Wien ein. Sie sollten den noch immer Not leidenden Menschen in einem kleinen, vom Krieg erschütterten Land helfen und Hoffnung geben. Zehn Pakete wurden an den damaligen Bundespräsidenten Karl Renner übergeben, der diese milden Gaben aus dem wohlhabenden Amerika umgehend an die Stadt Wien weiterreichte.

"Liebesabgaben"

Freude! Die ersten CARE-Pakete in Österreich
Honorarfrei nur für Jubiläumsgeschichte im Juli 2016 !
Nicht alle Österreicher haben von der Hilfsaktion profitiert. In den ersten Monaten kamen nur jene in den Genuss eines CARE-Pakets, die in den USA Verwandte oder Bekannte hatten. Man nannte sie daher auch "Liebesabgaben". Hilda Uccusic, die im Jahr 1938 im französischen Lille als Tochter österreichischer Eltern geboren wurde und im Alter von zwei Jahren nach Wien kam, erzählt, dass die in den USA lebende "Tante Bella" für sie ein Paket schnüren ließ. Und sie weiß auch noch genau, was drinnen war: "Cadbury-Schokolade, Corned Beef in Dosen, Trockenmilch und auch Kakaopulver. Das haben mein Bruder und ich mit dem Löffel gegessen, so freudig, dass es gestaubt hat." Ihre Mutter, die ein großes Herz hatte, gab auch den Nachbarn davon.
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Honorarfrei nur für Jubiläumsgeschichte im Juli 2016 !
Später kamen weitere Pakete. Auch das erzählt die Zeitzeugin ihrer aufmerksamen Zuhörerin Jalda. Sie kann sie noch an deren Inhalt erinnern: "Dabei war ein Baumwollkleid mit Kirschenmotiven, wie wir es später in amerikanischen Filmen bestaunen konnten. Ich war in diesem Kleid ganz sicher die Schönste in der Volksschule in Sievering." Die "kitschige zuckerlrosa Wolljacke, über die ich mich sehr gewundert habe", trägt Hilda Uccusic heute noch. Beim Malen in ihrem Atelier. Und wie sich dann für den Fotografen zeigt: Das schöne alte Kleid aus dem CARE-Paket passt heute wie angegossen – ihrer Enkeltochter.

Bald wurden in Österreich sogenannte "general relief"-Pakete verteilt. Diese waren in erster Linie für Altersheime, Krankenhäuser und Schulen bestimmt. Wer sie bekommen sollte, entschied das Bundesministerium für soziale Verwaltung.

Keine Empfänger mehr

So zogen die Jahre ins Land. Mithilfe der Amerikaner und dank des Einsatzes der Nachkriegsgeneration wurde Österreich langsam wieder reich. Nachbarn in Not sind seit vielen Jahren andere. Die Nachfahren der CARE-Paket-Empfänger kennen daher heute nur mehr die Rolle als Paketspender. Geben und nehmen: eine Art späte Gerechtigkeit?

Mit der Zeit haben sich auch die Pakete verändert, erklärt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. "Wir haben sie den Bedürfnissen von heute angepasst." Die Hilfsgüter werden je nach Art der Katastrophe und Krise unterschiedlich zusammengestellt. "Auf der Balkanroute beispielsweise bekamen die Flüchtlinge Stoffsackerln, da diese leichter transportierbar sind. Drinnen waren Nahrungsmittel, Wasser und Hygieneartikel."

Spezialisten analysieren vorab den Bedarf und organisieren dann den Transport und die Verteilung der Hilfsgüter. Die Erfahrung lehrt sie: In den ersten Tagen und Wochen sind das meist Trinkwasser und Nahrungsmittel sowie Hygieneartikel und provisorische Unterkünfte. Mehr über die Geschichte der CARE-Pakete hier.

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