Warum Onlinehandel mit E-Tschick verboten wird

 
Ein Großhändler befürchtet, dass die Hälfte der Fachgeschäfte für E-Zigaretten schließen muss.

  • Die 2014 verabschiedete EU-Tabakrichtlinie muss ab dem 20. Mai in nationales Recht umgesetzt werden
  • Unter anderem darin festgeschrieben ist ein Werbeverbot für E-Zigaretten und Liquids
  • In Österreich ist ab dem 20. Mai der Onlinehandel mit E-Zigaretten und Liquids verboten
  • Betreiber von Fachgeschäften rechnen mit Umsatzeinbußen und wollen das Gesetz kippen

Erst kürzlich bekannte sich die britische Ärzteorganisation Royal College of Physicians aus London als Befürworter der E-Zigarette. Diese sei die "größte Hoffung seit Jahrzehnten" von der Nikotinsucht loszukommen (der KURIER berichtete). Bereits 2,6 Millionen Briten "dampfen", die meisten von ihnen sind aktive oder ehemalige Raucher.

Zwar herrscht noch immer Uneinigkeit bezüglich der Frage, ob und wie gesundheitsschädlich E-Zigaretten sind, aus dem Report der Royal College of Physicians geht jedoch hervor, dass von E-Zigaretten weniger Risiken als ausgehen als von Zigaretten. Die Langezeitfolgen des Dampfens dürften nur in etwa fünf Prozent der Folgen von langem Tabakkonsum ausmachen.

Steigende Nachfrage in Österreich

Auch in Österreich steige die Nachfrage nach E-Zigaretten, sagt Michael Weber, der seit zweieinhalb Jahren mit seinem Unternehmen mine electronics auf den Großhandel mit so genannten "Dampferartikel" spezialisiert ist. Laut Schätzungen des Österreichischen Dampfer-Clubs greifen hierzulande bereits 250.000 Menschen zur E-Zigaretten. Mit der Branche werden in Österreich bereits rund 15 Millionen Euro im Jahr umgesetzt.

Der Österreichische Dampfer-Club schätzt, dass in Österreich bereits 250.000 Menschen dampfen. - derstandard.at/2000036007944/Einfach-mal-Dampf-ablassen

Der Österreichische Dampfer-Club schätzt, dass in Österreich bereits 250.000 Menschen dampfen. - derstandard.at/2000036007944/Einfach-mal-Dampf-ablassen

Der Österreichische Dampfer-Club schätzt, dass in Österreich bereits 250.000 Menschen dampfen. - derstandard.at/2000036007944/Einfach-mal-Dampf-ablassen

Durch die Novelle des Tabakgesetzes droht nun ein Teil von Webers Geschäfts wegzubrechen. Denn ab dem 20. Mai ist der Onlinehandel mit Geräten und Liquids in Österreich verboten.

Grund dafür ist die im Frühjahr 2014 von der EU vorgegebene Tabakrichtlinie, bei der es den Mitgliedstaaten freigestellt wurde, den Onlinehandel mit E-Zigaretten und deren Zubehör einzuschränken. Staaten wie beispielsweise Großbritannien oder Deutschland haben sich dagegen entschieden, diesen zu verbieten.

Große Gewinne mit Onlinehandel

"Österreich setzt hier eins drauf und stellt damit eine ganze Branche in Frage", sagt Weber. Er befürchtet, dass das Verbot das Aus für viele "Dampferstores" bedeuten könnte. "Im Schnitt machen die Geschäfte bis zu 50 Prozent ihres Gewinns mit dem Onlinehandel." Problematisch findet er an der Novelle des Tabakgesetzes, dass Tabakprodukte und E-Zigaretten die Tabaksteuer ausgenommen gleichgesetzt werden. Dabei wird bei gewöhnlichen Zigaretten Tabak verbrannt, bei E-Zigaretten hingegen eine Flüssigkeit verdampft. "Hätte man diese Produkte von Anfang an als 'E-Dampfer' bezeichnet, dann wäre heute Vieles anders", sagt Weber.

David gegen Goliath

Er ist überzeugt, dass in zehn bis 15 Jahren die Zahl der Raucher und Dampfer in etwa gleichauf sein wird. Eine Entwicklung, die auch die Tabakindustrie bemerkte habe und nun ebenfalls nicht leer ausgehen wolle, so der Grundtenor der Interessensvereinigungen für E-Zigaretten. Während Trafikanten bei Tabakprodukten aufgrund der Tabaksteuer nur etwa 13 Prozent des Verkaufspreises als Gewinn bleiben, sind es bei Dampferartikeln unter anderem wegen des Fehlens einer solchen Steuer rund 50 Prozent. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen Vorstoß, ein Verkaufsmonopol für E-Zigaretten in Tabaktrafiken durchzusetzen. Dieses wurde jedoch vom Verfassungsgerichtshof (VfgH) für verfassungswidrig erklärt.

Der Gesundheits- und Jugendschutz sei somit als Verbotsgrund für den Onlinehandel nur vorgeschoben, sagt Weber. Viel eher werde den kleinen Betreibern dadurch das Leben schwer gemacht. Derzeit gibt es in Österreich rund 2.500 Trafiken in Österreich, von denen in etwa 200 auf E-Zigaretten spezialisiert sind. Dem gegenüber stehen 70 bis 80 Fachgeschäfte für "Dampferstores".

Werbeverbot für E-Zigaretten und Zubehör

Kritik übt Weber auch an dem ebenfalls am 20. Mai in Kraft tretenden Werbeverbot für E-Zigaretten und deren Zubehör. Shop-Betreibern ist es dann nicht mehr erlaubt, Geräte oder Werbemittel dafür in ihrer Auslage zu präsentieren, auch im Geschäft dürfen die Händler ihre Produkte nicht mehr in Vitrinen ausstellen. Weber befürchtet, dass sogar ein Firmenschild an der Fassade des Shops als Werbung ausgelegt werden könnte.

Zwar sei die Werbung für herkömmliche Tabakwaren ebenso verboten, Trafiken könnten aber auch von anderen Artikeln wie Getränken oder Zeitschriften leben. Dampferstores hingegen hätten zumeist nur ein beschränktes Sortiment.

Positiver Aspekt

Dennoch kann Weber dem neuen Tabakgesetz auch etwas Positives abgewinnen. Dieses sieht nämlich vor, dass Hardware und Liquids stärker reguliert werden. Die neuen Qualitätsrichtlinien sowie die präzise Angabe der Inhaltsstoffe hält Weber für wichtig, weil es im Sinne der Gesundheit nicht egal sei, "was die Bevölkerung einatmet".

Was mit seinem Onlineshop ab dem 20. Mai passiert, weiß Weber noch nicht. Er ist aber optimistisch, dass das Onlinehandels-Verbot gekippt wird. Die Interessensvereinigungen stünden diesbezüglich schon in den Startlöchern. Bis es so weit ist, könnten nach Einschätzung Webers aber sechs bis acht Monate vergehen. Nicht alle Händler würden diese finanzielle Durststrecke durchtauchen können, die Hälfte von ihnen muss möglicherweise ihr Geschäft schließen.

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