Starb der Neandertaler wegen Herpes aus?

Der Homo sapiens übertrug Infektionskrankheiten, vermuten britische Wissenschaftler.

Es war eine Liebelei mit schweren Folgen: Als sich Neandertaler und moderne Menschen vor 50.000 Jahren vermischten, zeugten sie nicht nur Kinder, sondern tauschten auch Viren aus – für den Neandertaler endete dies tödlich.

Wissenschaftler aus Cambridge und Oxford vermuten, dass der Homo sapiens den Neandertaler beim Sex mit Infektionskrankheiten angesteckt hat und so dessen Aussterben beschleunigt wurde, schreiben sie im Fachmagazin American Journal of Physical Anthropology.

Vor 35.000 bis 40.000 Jahren verschwanden die Neandertaler völlig von der Bildfläche. War es das veränderte Klima, Vulkanausbrüche oder eben der moderne Mensch? Über die Gründe spekulieren Anthropologen schon lange.

Bandwürmer & Herpes

Die britischen Forscher sind nun davon überzeugt, dass es passiert sein konnte, als moderne Menschen von Afrika weg und in die Lebensräume ihrer Verwandten, der Neandertaler, in Eurasien eindrangen. Dabei schleppten sie Bandwürmer, Magengeschwüre, Tuberkulose und Herpes ein – alles Krankheiten, mit denen das Immunsystem der Neandertaler bisher nicht in Berührung kam. Aufgrund der geringen Resistenz wurde ihre körperliche Fitness stark geschwächt, sie konnten nicht mehr jagen oder Nahrung suchen – und starben. So die Theorie.

Belegt wird sie von den Forschern um Charlotte Houldcroft von der University of Cambridge mit einer Studie zum Genmaterial von fossilen Knochenfunden ausgestorbener Hominini (Menschenarten) sowie DNA von modernen Menschen. Zudem analysierten sie die Genome von Viren und Bakterien.

Dabei zeigte sich eben, dass Infektionskrankheiten wahrscheinlich wesentlich älter sind, als bisher angenommen wurde. Sie entstanden nicht erst mit dem Aufkommen der Landwirtschaft, bestätigt Biologin Houldcroft. Sie finden demnach immer mehr Hinweise darauf, dass Erreger ursprünglich vom Menschen auf seine Tiere übergingen – und nicht umgekehrt.

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