LTE im Test: Immerhin schneller als 2010

LTE im Test: Immerhin schneller als 2010
Der neuen Mobilfunkgeneration mangelt es in Österreich immer noch an Frequenzen. Die futurezone hat überprüft, welche Downloadraten in der Praxis in Wien erzielbar sind.

Im Zuge des Mitte September angekündigten LTE-Netzausbaus erhielt die futurezone vom Mobilfunker A1 einen neuen Huawei Datenstick zum Testen. Die Gelegenheit wurde genutzt, um zu sehen, wie es mit der schnellsten drahtlosen Datenübertragung derzeit so steht. Vor knapp zwei Jahren überprüfte die futurezone zum letzten Mal die Lage im Raum Wien. Damals war die Netzabdeckung noch sehr dürftig. Die 49 LTE-Sender im Jahr 2010 haben sich mittlerweile auf über 250 vermehrt. Bis Jahresende sollen 400 Sender installiert sein und den Netzabdeckungs-Fleckerlteppich engmaschiger machen.

Frequenz-Dilemma

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Die schwierige LTE-Frequenzlage macht die hohe Anzahl an Stationen notwendig. Derzeit kann LTE in Österreich nämlich nur über das Frequenzband um 2600 MHz angeboten werden. Die Lage würde sich bessern, wenn auch endlich die 800, 900 und 1800 MHz-Bänder zur Versteigerung kämen. Mit niedrigeren Frequenzen lässt sich nämlich eine höhere Reichweite erzielen und damit die Senderanzahl niedriger halten. Doch die Vergabe der Frequenzen verzögert sich, weil die Telekom Control Kommission (TKK) den Ausgang der Orange-Übernahme durch Drei abwartet.

Um gegenüber ausländischen Netzen nicht in technischen Rückstand zu geraten und der Kundschaft den neuesten Mobilfunk-Standard liefern zu können, wird derzeit also das LTE-Sendernetz massiv ausgebaut. Die futurezone wollte testen, wie sich das auf die Netzabdeckung auswirkt. Mit Laptop und Datenstick wurden mehrere, über das Wiener Stadtgebiet verteilte Punkte angesteuert und dort jeweils ein Leistungstest durchgeführt. Wie vor zwei Jahren kam dabei der Online-Dienst Speedtest.net zum Einsatz. An Orten mit besonders gutem Empfang wurden zusätzlich Downloads großer (legal erhältlicher) mp3-Dateien durchgeführt, um die gemessenen Downloadraten auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen.

Da es für einen LTE-Datenstick vielfältige Einsatzszenarien gibt, wurde in Innenräumen, öffentlichen Verkehrsmitteln und unter freiem Himmel getestet. Die höchsten Geschwindigkeiten wurden im Außeneinsatz erzielt. Obwohl der Datenstick mit Übertragungsraten bis zu 150 Mbit pro Sekunde beworben wird, kommt man in der Realität nichts ansatzweise an diesen Wert heran. Allerdings sind heute schon um einiges höhere Geschwindigkeiten möglich als noch vor zwei Jahren. Im Testgebiet, das die inneren Bezirke sowie das Business-Viertel Donaucity umfasste, kam man 2012 im Durchschnitt auf ca. 25 Mbit/s.

LTE in Wien

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Im Bus (13A) und in der Straßenbahn (5) wurde die LTE-Verbindung bis auf einen kurzen Ausfall konstant gehalten. Enttäuschend erwies sich die Leistung in der U-Bahn. In der U4 kam überhaupt keine Verbindung zustande, in der U1 muss man mit 1,7 Mbit/s beim Download und 0,15 Mbit/s beim Upload auskommen - allerdings kommt hier nicht die vierte, sondern die dritte Mobilfunk-Generation zum Einsatz. Im Innenraum war der höchste gemessene Wert 27,2 Mbit/s Download und 33,68 Mbit/s Upload. Der logische Standort für diesen Wert: Der A1-Shop auf der Mariahilferstraße.

Wer im Grünen mit LTE surfen möchte, ist im Stadtpark am besten dran. Hier wurden 54,1 Mbit/s Download und 31,1 Mbit/s Upload gemessen. Wer seine Dateien schnellstmöglich runterladen will, sollte sich allerdings mitten auf den Stephansplatz setzen. Dort wurden 53,5 Mbit/s Download und 32,8 Mbit/s Upload gemessen. Bei einem Test-Download waren 143 Megabyte in 27 Sekunden auf der Festplatte. Damit wurden durchschnittlich 5,29 MB pro Sekunde gesaugt. Im Stadtpark lud der LTE-Stick 134 MB in 34 Sekunden, was 3,94 MB/s entspricht. Zum Vergleich: Im futurezone-Test 2010 lagen die Bestwerte bei 37,8 Mbit/s Download und 8 Mbit/s Upload. Bei einem Dateidownload wurden drei bis vier MB/s erreicht.

Das LTE-Netz wurde demnach innerhalb von zwei Jahren doch um ein gutes Stück leistungsfähiger. Auch der Preis ist gesunken. Zahlte man 2010 noch 490 Euro für einen LTE-Stick und danach 90 Euro monatlich, kostet der Huawei-Stick bei A1 heute 49 Euro. Den dazugehörigen Tarif gibt es um 59,90 Euro monatlich.

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Angesichts des weiterhin stattlichen Monatspreises stellt sich aber dennoch die Frage: Wer braucht so ein Ding überhaupt? Die Anzahl jener Leute, die in der Straßenbahn unbedingt große Dateidownloads erledigen wollen, ist wohl eher gering. Auch HD-YouTube-Videos im Bus zu streamen ist eher selten notwendig. Wer aus unerfindlichen Gründen auf einer Parkbank "Call of Duty" spielen will, der könnte sich schon eher mit LTE anfreunden. Wer höchstens von unterwegs seine Mails checken, bei Facebook oder Twitter reinschauen will, benötigt LTE eigentlich nicht. A1 sieht "Speed Freaks" und "Early Adopters" als Hauptzielgruppe für sein LTE-Angebot. Die große Masse an LTE-Kunden sollte aber erst mit einer ausreichenden Verbreitung LTE-fähiger Mobilgeräte sowie einer größeren Frequenz-Bandbreite folgen.

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