Braut wird von Organempfänger zum Altar geführt

Jeni Stepien konnte nicht von ihrem Vater zum Altar begleitet werden. (Symbolfoto)
Vor fast zehn Jahren verlor Jeni Stepien ihren Vater durch tragische Umstände. Nun führte sie jener Mann, der damals ein lebenswichtiges Organ ihres Vaters erhielt, zum Altar.

Als Michael Stepien im September 2006 auf dem Nachhauseweg von einem 16-Jährigen ausgeraubt und erschossen wurde, entschied sich seine Familie seine Organe zur Spende freizugeben. Das Herz des 53-Jährigen ging an Arthur Thomas, einen vierfachen Familienvater, der zu diesem Zeitpunkt den Prognosen der Ärzte zufolge nur noch wenige Tage zu leben hatte. 16 Jahre lang hatte er auf ein Spenderherz gewartet, durch Stepiens Tod konnte er gerettet werden. Heute führt der damals sterbenskranke Mann dank der Organspende ein weitgehend normales Leben. Mit einer wunderbaren Geste verlieh Thomas seiner Dankbarkeit nun Ausdruck.

Eine besondere Bitte

Bei der Hochzeit von Jeni Stepien, Michael Stepiens 33-jähriger Tochter, begleitete Thomas die junge Frau zum Altar und nahm sozusagen stellvertretend den Platz ihres verstorbenen Vaters ein. Die Grundschullehrerin aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania hatte den Organempfänger einem Bericht der New York Times zufolge während der Hochzeitsvorbereitungen auf Anraten ihres Verlobten hin kontaktiert und ihm den emotionalen Vorschlag unterbreitet. Nachdem der heute 72-Jährige seine eigene Tochter um Erlaubnis gefragt hatte, willigte er ein die Rolle des Brautvaters zu übernehmen. Über die Jahre hatten Thomas und die Familie der verstorbenen Mannes ohnehin stets über Geburtstags- und Weihnachtskarten sowie Anrufe Kontakt gehalten.

"Das ist das Herz ihres Vaters, das dort schlägt"

Einen Tag vor der Hochzeit reiste Thomas zusammen mit seiner Frau aus Lawrenceville im US-Bundesstaat New Jersey an und wohnte den Feierlichkeiten am Folgetag bei. Beim ersten Treffen von Braut und "Brautvater" ermutigte Thomas Stepiens ihn am Handgelenk zu berühren. Dort sei sein Puls am stärksten. "Ich dachte, dass sei die beste Art für sie, sich ihrem Papa nahe zu fühlen. Das ist das Herz ihres Vaters, das dort schlägt", sagte er im Gespräch mit der New York Times.

Als die Braut schließlich von ihm zum Altar geführt wurde, legte sie zum Schluss ihre Hand auf Thomas' Brust. Später sagte sie über diesen Moment gegenüber der New York Times : "Ich war einfach so dankbar, dass mein Vater im Geist mit uns sein konnte, und ein wenig auch tatsächlich. Das war wirklich für uns etwas ganz Besonderes." Und auch Thomas zeigte sich überwältigt: "Was für eine größere Ehre könnte es sein, als die Tochter des Mannes zu begleiten, der mir sein Herz gegeben hat. Ich kann mir keine größere Ehre vorstellen."

Festgehalten wurden die bewegenden Szenen von der Fotografin Lauren Renee. Auf Facebook teilte sie ein Bild der Zeremonie, das den Moment zeigt, in dem die Braut Thomas an der Brust berührt. Von dort aus geht die Aufnahme nun um die Welt.

Kommentare