Crowdfunding: "Wir brauchen Innovationskultur"

Einfacheres Crowdfunding: Freude und Bedenken
Schwarmfinanzierung fasst mit der Plattform 1000x1000.at auch in Österreich Fuß

Knapp 320 Millionen US-Dollar konnten 2012 allein über die US-Plattform Kickstarter für Crowdfunding-Projekte gesammelt werden. International hat sich in den vergangenen Jahren ein wahrer Hype um dieses alternative Finanzierungsmodell für Start-ups entwickelt. Die kürzlich gestartete Plattform 1000x1000.at will das Thema Crowdfunding nun auch hierzulande etablieren. „Die Entwicklungsarbeiten für 1000x1000.at haben im Jahr 2010 begonnen“, sagt Reinhard Willfort, Geschäftsführer der in Graz ansässigen Firma Innovation Service Network (ISN), von der die Crowdfunding-Plattform betrieben wird, zur futurezone. Nach einem Relaunch zum Jahreswechsel ist die Online-Plattform nun so richtig durchgestartet.

Bisher hatte sich in Österreich in dem Bereich eher wenig getan, die Risikokultur in Finanzierungsfragen ist nur sehr schwach ausgeprägt, was zu regelmäßigem Wehklagen in der heimischen Start-up-Szene führt. 1000x1000.at sieht nun jedoch den richtigen Moment gekommen. „Crowdfunding generell sowie unsere Plattform treffen den Zahn der Zeit. Wenn Sparer maximal 1,7 Prozent Zinsen bei 2,8 Prozent Inflation erhalten und Unternehmer mit innovativen Ideen kaum an Risikokapital kommen, eröffnet sich ein neuer Markt mit neuen Akteuren und Angeboten“, sagt Willfort. Unternehmen werde neben dem Zugang zu Risikokapital auch ein wertvolles Netzwerk mit den richtigen Leuten aus der Branche geboten.

Herausforderungen

Auf internationaler Ebene haben Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo oder Startnext über die vergangenen Jahre das Thema Crowdfunding so richtig in Fahrt gebracht. Der globale Markt wird derzeit auf 500 Milliarden Dollar geschätzt. Doch auch hier gilt wie so oft: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt auch kritische Stimmen, die warnen, beim Thema Crowdfunding nicht blind dem Hype zu verfallen. In der heimischen Gamesbranche etwa spricht man von „knochenharter Arbeit“. Auch Willfort sieht in Österreich noch große Hürden, was das Schwarmfinanzierungsmodell betrifft. „Wir brauchen in Österreich eine Innovationskultur, dazu gehört, dass Projekte auch mal schiefgehen dürfen“, so Willfort. „Wer in Österreich ein Projekt in den Sand setzt, wird an den Pranger gestellt. Damit bekommt man wenig Lust noch einen Anlauf zu wagen.“ In den USA sei das ganz anders, dort schaue sich ein Investor vorher an, ob ein Unternehmer auch eine solche Erfahrung mitbringt.

Ab 250 Euro

Wer bei 1000x1000.at als Investor mitmachen möchte, muss sich auf der Plattform registrieren. Je nach Projekt hat man dann die Möglichkeit, zwischen 250 und 5000 Euro zu investieren. „Die Investoren werden entsprechend der Höhe ihres Investments mittels Genussscheinen prozentuell am laufenden Ertragswert (jährlicher Gewinn) sowie am Substanzwert im Falle des Unternehmensverkaufs beteiligt“, heißt es seitens der Plattform.

Mit der Plattform eng verknüpft ist die Ideenplattform Neurovation.net. „Wer eine Idee hat, kann die hier eingeben und sie auch einem ersten Markttest in Form einer Community-Bewertung unterziehen“, erklärt Willfort.

Mehr zum Thema Crowdfunding finden Sie auf futurezone.at

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