80 Prozent gegen Facebook Timeline

Laut Umfrage sind viele Facebook-Nutzer durch Design-Umstellung um ihre Privatsphäre besorgt.

Die neue Facebook-Profilansicht Timeline, die bei uns unter der Bezeichnung "Chronik" eingeführt wird, sorgt weiter für Verunsicherung. Einer Umfrage des Sicherheitsanbieters Sophos zufolge lehnen mehr als 80 Prozent der Facebook-Nutzer die neue Funktion ab. Im Gespräch mit der futurezone mahnt Security-Experte Graham Clueley mehr Verantwortungsbewusstsein von Facebook ein.

Wie Sophos in einem Blogeintrag aufschlüsselt, stehen der neuen Ansicht nicht einmal acht Prozent der über 4.000 Befragten positiv gegenüber, weitere acht Prozent geben an, dass sie sich an die in Kürze verpflichtend eingeführte Ansicht wohl gewöhnen werden. Mit 51 Prozent überwiegen die User, denen die Timeline Sorgen bereitet, während ein Drittel sogar der Meinung ist, dass man Facebook in Zukunft wohl besser meiden soll.

Viele User schockiert

Eigenen Angaben zufolge ist die Umfrage nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, da sie unter der Facebook-Community des Security-Anbieters durchgeführt wurde – und diese sei naturgemäß wachsamer, was die Themen Sicherheit, Datenschutz und Spam betreffe.  "Dass die Bedenken hinsichtlich der eigenen Privatsphäre auf Facebook bei allen Usern zunehmen, steht aber außer Frage", meint Sophos-Malwareanalyst Clueley.

Viele User, welche die neue Ansicht bereits aktiviert haben, seien über den Umfang der veröffentlichten persönlichen Daten, Einträge und Bilder schockiert, die sich nun leicht über die neue Funktion durchforsten lassen. Facebook gibt Usern ab Freischaltung der Funktion eine Woche Zeit, um Privatspähre-Einstellungen zu adaptieren bzw. besonders heikle Postings aus der Vergangenheit zu löschen, bevor die neue Profilansicht online geht.

Apps verschärfen Privatsphäre-Problematik

"Das Problem ist einfach, dass die Regeln, was mit wem geteilt wurde, vor ein paar Jahren völlig anders waren, als heute, alle damals geteilten Informationen aber jetzt leicht durchforstbar werden. Dazu kommt eine neue Welle von Apps, die auf Facebook mitteilen, was man gerade liest, welche Musik man hört und welches Fernsehprogramm man gerade schaut – und zwar ohne, dass man jedes Mal explizit einen "Teilen"-Knopf drücken muss", erklärt Clueley.

Das Unbehagen, das viele User bei der Ansicht der neuen Timeline beschleicht, wertet der Security-Experte sogar als Chance, als "Weckruf", der Usern bewusst mache, wieviel Informationen sie freiwillig Preis geben. Sicherheitstechnisch werden soziale Netzwerke immer häufiger zur Falle, etwa um auszuforschen, ob der Betreffende gerade zuhause ist oder etwa auch um an Informationen zu gelangen, die etwa Rückschlüsse auf Passwörter und Sicherheitsfragen ("Wie ist der Mädchenname Deiner Mutter?" Wie ist der Name deines ersten Haustiers" etc.) beinhalten.

"Facebook muss mehr Verantwortung übernehmen"

Clueley zufolge sei neben den Usern zukünftig aber auch Facebook viel stärker gefragt, was den Schutz der Community angehe. "Facebook brüstet sich ja oft damit, mit mehreren Hundert Millionen Mitgliedern das größte `Land’ der Erde zu sein. Normale Staaten zeichnen sich im Normalfall aber durch Maßnahmen aus, die ihre Bürger und deren Privatsphäre schützen. In diesem Bereich gibt es definitiv Nachholbedarf", so Clueley im futurezone-Gespräch.

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