Wrabetz versus Grasl: Einer muss gehen

ORF
Wer wird ORF-General? Präsentationen auf ORFIII, am Vormittag tagt der Stiftungsrat

Richard Grasl und Alexander Wrabetz werden demnächst getrennter Wege gehen: Einer wird ORF-Chef, der andere muss sich einen neuen Job suchen. Am Vormittag werden die beiden Kandidaten für die Generaldirektion ihr Konzept noch einmal vorstellen und offene Fragen der Stiftungsräte dazu beantworten. Danach werden die Mitglieder des obersten ORF-Gremiums zur Wahl schreiten. Mit einem an Nordkorea gemahnenden Modus: Jeder Stiftungsrat erhält einen Stimmzettel, der einzeln in einer Wahlzelle ausgefüllt und in eine Wahlurne eingeworfen wird. Damit endet der geheime Teil der Wahl schon wieder: Im Anschluss wird die Urne ausgeräumt und verlesen, wer wie gewählt hat.

LIVE vom Küniglberg: Wahl des neuen ORF-Generaldirek­tors.

Am Montagabend gab es eine Kandidatenpräsentation auf ORFIII, die inhaltlich wenig Neuigkeitswert hatte und atmosphärisch aber ebenso fad wie aufschlussreich war. Beide Kandidaten wirkten höchst angespannt. Die einzige Panne war beiderseitig, als sowohl Grasl als auch Wrabetz vom digitalen Wandel anhand ein und desselben Bildes von der Papstwahl erzählten – noch dazu weil dieses schon drei Jahre alt ist. Grasl machte Wrabetz dann noch das Jobangebot, den ORF in der European Broadcasting Union zu vertreten.

Feilschen

Wrabetz versus Grasl: Einer muss gehen
ABD0122_20160624 - GRAZ - ÖSTERREICH: Eine Combo mit ORF-Finanzdirektor Richard Grasl (linkes Bild) und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz (rechtes Bild) anl. der Präsentation der ORF Aktion "ORF-TVThek goes School: Neues Bundesländer-Videoarchiv zur 'Geschichte der Steiermark'" am Freitag, 24. Juni 2016, in Graz. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU
In den vergangenen Tagen war die Bewerbung in eine handfeste Wahlauseinandersetzung gekippt – beide Kandidaten warnten vor einander. Dazu kommt die politische Großwetterlage in der Koalition: Die ÖVP wollte mit der Grasl-Kandidatur offenkundig Kanzler Christian Kern schaden, ein gemeinsamer dritter Kandidat blieb ein Wunschtraum. Heute wird sich zeigen, wer auf der Strecke bleibt: Grasl und die ÖVP oder Wrabetz und die Kanzlerpartei. Aus der ist zu hören, dass man die unsägliche Wahl möglichst mit einem Sieg hinter sich bringen will, um danach endlich zu einerORF-Reform zu schreiten.

Heiß umworben

Die im politischen Alltag dominierende FPÖ ist bei der ORF-Wahl nur ein Zünglein an der Waage: Ihr einziger Stiftungsrat heißt Norbert Steger. Und er dürfte diesmal nicht Wrabetz wählen, wie zu hören war. Prompt warnte die SPÖ hinter den Kulissen vor einem schwarz-blauen ORF. Zu den von beiden Seiten heiß umworbenen Kandidaten gehört auch der Grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher, der bisher keine Anzeichen machte, von Wrabetz abzurücken. Ein großes Fragezeichen schwebt auch über Neos-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner. Beobachter wollen eine Präferenz für Wrabetz erkannt haben. Er selbst schweigt hartnäckig.

Wie blank die Nerven liegen, zeigte jüngst die Wortmeldung von Caritas-Direktor Franz Küberl, der als unabhängiger Kandidat im Stiftungsrat sitzt. Er beklagte jüngst außerordentlichen Druck auf sich, der sogar über Dritte ausgeübt werde. Küberl machte am Montag auf sich aufmerksam, als er sein Stimmrecht auf die unabhängige, aber eher der VP zugerechnete Betriebsrätin Gudrun Stindl übertrug. Mögliche zwei Grasl-Stimmen?

Die beiden Kontrahenten sah man jüngst jovial im Ernst-Happel-Stadion im freundlichen Small Talk. Wrabetz sitzt im Kuratorium von Rapid, Grasl in jenem der Austria. Am Sonntag siegte Rapid 4:1. Eine Niederlage bei der ORF-Wahl hat weiter reichende Folgen.

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