Weiter Diskussion um Auszeichnung für Nazis

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Drei Historiker werden bis Ende März die Rolle des Orchesters in der nationalsozialistischen Zeit nochmals detailliert untersuchen.

Der Ring der Wiener Philharmoniker wurde an Nazis verliehen: Drei Historiker werden bis Ende März die Rolle des Orchesters in der nationalsozialistischen Zeit nochmals detailliert untersuchen. Der KURIER berichtete ausführlich darüber.

Das Orchester hatte 1942 dem später in Nürnberg als NS-Verbrecher hingerichteten Reichskommissar für die besetzten Niederlande Arthur Seyß-Inquart den Ehrenring der Philharmoniker verliehen. Auch Reichsstatthalter und Gauleiter Friedrich Rainer (Klagenfurt) erhielt die Nicolai-Medaille des Orchesters. "Das war eine richtige Verteilungsorgie", sagt der Historiker Oliver Rathkolb zum KURIER.

Zuletzt hatte es auch Debatten über einen Ehrenring an den damaligen Gauleiter von Wien, Baldur von Schirach, gegeben, der in Nürnberg zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihm soll nach der Rückkehr aus dem Gefängnis ein Duplikat überreicht worden sein. "Das soll Ende 1966/Anfang 1967 gewesen sein", sagt Rathkolb. "Aber auch Schirachs Familie weigert sich bis heute, den Namen des ominösen Überbringers zu nennen."

Die Wiener Philharmoniker gehen jetzt in die Offensive und lassen die Rolle des Orchesters in der NS-Zeit von drei Historikern detailliert aufarbeiten. Aber wie konnte es sein, dass etwa niemand von einer nachträglichen Auszeichnung wie jener für Baldur von Schirach wusste? "Es gibt in den Protokollen der damaligen Versammlungen nicht den geringsten Hinweis darauf", sagt Orchestervorstand Clemens Hellsberg. Auch Amtsvorgänger hätten ihm versichert, dass nach dem Krieg in den Versammlungen nie davon die Rede gewesen sei. Nun soll genau überprüft werden, wer vom Orchester ausgezeichnet wurde, auch nach dem Krieg.

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