Volkstheater: Eckert holt Greta Keller zurück

Volkstheater: Eckert holt Greta Keller zurück
Kritik: "Bon Voyage" ist eine ebenso unterhaltsame wie berührende Verschmelzung von Theaterstück und Liederabend. Ein großes Solo für Andrea Eckert.

Eine Schauspielerin findet den Koffer ihrer verstorbenen Großmutter. Er ist voll mit Briefen, gerichtet an eine berühmte Sängerin, aber nie abgeschickt. Die junge Frau beginnt zu lesen – und sich in zwei Lebensläufe hineinzuversetzen.

Diesen ebenso einfachen wie raffinierten Trick fand der Textautor und Regisseur Rupert Henning, um die Lebensgeschichte der leider fast vergessenen Greta Keller nachzuerzählen – und gleichzeitig die ihres fiktiven größten Fans. Das Ergebnis ist "Bon Voyage", eine ebenso unterhaltsame wie berührende Verschmelzung von Theaterstück und Liederabend und großem Solo für die große Andrea Eckert. Die Uraufführung im Wiener Volkstheater endete mit Jubel und vielen Zugaben.

Die Idee für dieses Stück stammt von André Heller, der  mit der 1977 gestorbenen Keller noch selbst aufgetreten ist. Und Heller hat natürlich recht: Die Lebensgeschichte  der einst berühmten Diseuse  – die die Technik erfand, mit tiefer Stimme mehr zu flüstern und zu raunen, als zu singen – ist viel zu ungewöhnlich, um sie hinter einem reinen Liederabend verschwinden zu lassen.

Leben Keller kam 1903 in Wien auf die Welt, gab als junge Schauspielerin ihrer Kollegin Marlene Dietrich Gesangsunterricht, lehnte eine Karriere in Nazi-Deutschland ab und ging in die USA, wo sie als "Deutsche" verunglimpft wurde. Ihr erster Mann verfiel dem Alkohol, ihr zweiter wurde unter nie geklärten Umständen ermordet, worauf die schwangere Keller ihr Kind verlor. Ihr dritter  war 47 Jahre jünger als sie.

Volkstheater: Eckert holt Greta Keller zurück

Regisseur Henning und Andrea Eckert erzählen diese Geschichte in hohem Tempo, mit Mut zur Sentimentalität und verknüpfen sie geschickt mit dem Schicksal von Kellers anonymer Verehrerin: Sie gerät in die Kämpfe zwischen Heimwehr und Schutzbund und verliert später ihren Mann in Stalingrad. Als sie es  endlich zu einem Konzert schafft, wo sie Keller ansprechen möchte, wird der Auftritt abgesagt – Keller ist bereits todkrank.

Bravos Am  Ende gibt es viele Bravos für die famose Eckert, das Leading-Team, die fein swingende Band um  Imre Lichtenberger-Bozoki und sicher auch für Greta Keller. Und natürlich für die vielen, hinreißenden alten Chansons und Schlager.

Ein Abend, der mit Cole Porters "Every Time We Say Goodbye" ausklingt, der kann  nur ein guter sein.

 KURIER-Wertung: **** von *****

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