Vernetzen statt Verstecken: Perspektiven der Kunst nach Corona

Vernetzen statt Verstecken: Perspektiven der Kunst nach Corona
Die Infrastruktur ist geschwächt, doch an Ideen und Initiativen mangelt es nicht. Neue Rahmenbedingungen werden erst geschaffen

Die Kunstwelt braucht eine Perspektive.

Die Kunstwelt hat eine Perspektive, sie ist vielleicht sogar der Ort, der auf der Suche nach Perspektiven dringend aufzusuchen wäre.

Wo und wie das gehen soll, ist freilich Quell der Verunsicherung – denn die Pandemie hat den Kunstbetrieb, der im Kern darauf basiert, Menschen und Objekte zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten zusammen zu bringen, massiv erschüttert: Die Ausfälle und Verschiebungen von Messen und Ausstellungen erfassen Branchen von Logistikunternehmen bis zur Museumspädagogik, vom Verlagswesen bis zum Tourismus. Für das Prä-Corona-Jahr 2019 schätzte der von UBS und Art Basel publizierte Branchen-Report die Zahl der direkt im Kunstsektor Beschäftigten auf drei Millionen Menschen weltweit, das Volumen der von der Branche zusätzlich in Anspruch genommenen Dienstleistungen auf fast 20 Milliarden US-$.

Sieht man die Kunstwelt allerdings nicht nur als Wirtschaftsfaktor, sondern auch als jenen Ort, an dem sich eine Gesellschaft über ihre Formen der Repräsentation, über Symbole und Sichtbarkeit unterhält, dann war 2020 ein höchst ereignisreiches, ja richtungsweisendes Jahr.

Denn viele bereits länger virulente Fragen – etwa: Für wen sind Museen da? Wer wird integriert, wer ausgeschlossen? Wer darf mitbestimmen? Ist Kunst nur für Reiche? – bekamen durch die Pandemie, aber auch durch die „Black Lives Matter“-Bewegung (BLM), die Klimakrise und die politischen Spannungen in den USA neue Schärfe. Und während BLM vom Magazin Art Review zur einflussreichsten Kraft der Kunstwelt gekrönt wurde, brachen dem Betrieb weiter seine traditionellen Orte und Rituale der Präsentation und des Austausches – die Biennalen, Galerien und Museumsausstellungen – weg.

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