Tabor Süden, Teil 20

Friedrich Ani
"Der einsame Engel" von Friedrich Ani: Ein Gemüsehändler wird gesucht.

Normalerweise müsste man ja sofort aufhören, wenn in einem Roman jemand dauernd "bebiert" ist – sogar beseelt bebiert.

Aber es ist ein Krimi von Friedrich Ani.

Es ist sein 20. Buch mit Tabor Süden – Zweifler, unverheiratet, keine Beziehung, keine Affäre, früher Polizist, jetzt schon länger Detektiv in München, wo die Leut’ zwar oft ang’soffen sind, aber halt anders.

Der Ani darf sich die paar sprachlichen "Feinheiten" erlauben. Seit 17 Jahren schreibt der Deutsche für die Verlage Droemer Knaur, dtv, Zsolnay und zuletzt auch für Suhrkamp; und wie er das macht ... mit welcher Ruhe er an eine Urnot, an einen Kriminalfall herangeht, überrascht jedes Mal: So erzeugt man doch keine Spannung! Doch, er schon.

In "Der einsame Engel" hängt der Autor noch sehr am preisgekrönten Vorgänger "M" (2013) über die rechte Münchner Szene.

Erst langsam schüttelt der neue Krimi die Folgen des alten ab.

Dann versinkt der 55-jährige Tabor Süden in Melancholie – "Ich konnte nicht einmal mehr weinen. Nicht einmal mehr weinen."

Und dann wird ein vermisster Gemüsehändler gesucht. Sogar einer, der Biologisches verkauft hat! Eines Tages sperrte er nicht mehr sein Geschäft auf. Jetzt macht sich seine Mitarbeiterin Sorgen.

Oder auch nicht.

Sagen wir es freundlich: Der politische Krimi "M" war etwas interessanter.

Als Friedrich Ani am Anfang seiner Karriere stand, hat er dem KURIER von seiner Arbeitsweise erzählt:

Wie er, wenn er von einer Idee gepackt wird, ins Arbeitszimmer seiner Münchner Wohnung eilt: "Es ist wie ein Hochstand im Wald. Ich schaue überall hin und schreibe ein kurzes Exposé. Sozusagen die Scholle, die da lostreibt ... Und alle wichtigen Figuren werden schon jetzt entworfen. Ich kenne also mein Lied, bevor ich singe. Das Ganze dauert ein bis zwei Monate."

Und dann?

"Dann schreibe ich unter Feuer. Sechs Stunden täglich außer Sonntag. Denken tut man vorher und hinterher. Die erste Fassung ist nach drei Monaten fertig. Danach ist das wie mit einer Gitarre im Studio. Ich spiele es den Musikern vor und arrangiere das."

Und die Figuren dürfen sich nicht mehr ändern?

"Doch. Sie haben einen freien Willen. Obwohl es die Vorsehung gibt. Die Vorsehung, das bin ich."

Friedrich Ani:
„Der einsame Engel“
Droemer Knaur Verlag.
208 Seiten.
18,50 Euro.

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