Flórez: "Klassische Inszenierungen werden verschwinden"

Juan Diego Florez
Der Startenor singt am 10. Juni beim „Red Ribbon Celebration Concert“ - und spricht über Technologie und junges Publikum

Es ist keine lange Arie; und Glucks Musik ist "sehr einfach, simpel, sehr klassisch". Dennoch ist "J'ai perdu mon Eurydice" aus Glucks "Orphée et Eurydice" eine "Herausforderung", wie der Startenor Juan Diego Flórez im Gespräch mit dem KURIER betont. "Es ist der Moment, an dem Orfeo seine Eurydice für immer verliert; er holt sie aus der Unterwelt zurück, hält es nicht mehr aus, sieht sie an – und sie stirbt." Das zu singen sei immer wieder schwierig – und "sehr berührend".

Kampf gegen HIV

Noch dazu im Rahmen einer Veranstaltung für einen guten Zweck: "Man fühlt es, wenn man singt und mit dem Publikum eine Gemeinschaft für ein Anliegen bildet. Das ergibt eine spezielle Verbindung", sagt Flórez. Am 10. Juni ist sein Auftritt mit dieser Arie Teil eines so prominent besetzten wie speziellen Konzerts in Wien: Beim "Red Ribbon Celebration Concert presented by Life Ball " im Burgtheater leihen Musiker und Schauspieler wie Flórez, Thomas Hampson, Yusif Eyvazov, Martina Ebm, Michael Heltau sowie Dionne Warwick ihre Stimme dem Kampf gegen HIV/Aids.

Galas wie das "Red Ribbon Celebration Concert" zeigen auch, dass die klassische Musik und das Leben von heute viele Anknüpfungspunkte haben, betont Flórez: "Wir leben heute in einer anderen Welt", in der auch Opernhäuser und Sänger direkt mit dem Publikum interagieren können – und sollen.

Denn "Oper ist nicht elitär. Und sie muss heute viel mehr mit den Menschen verbunden sein. Sonst kann sie nicht funktionieren. Die Welt ist heute hier, in Ihrem Smartphone; Apps sagen Ihnen etwas, und sie reagieren darauf. Wir werden von dieser Kommunikation eingesaugt. Auch die Oper braucht heute diese Hilfsmittel, um ihr Publikum zu erreichen. Das hätte man sich vielleicht nie gedacht, aber es ist so."

Damit könne man, so Flórez, auch das junge und nicht so betuchte Publikum in die Oper bringen: "Die wirklichen Fans sind meiner Erfahrung nach nicht reich. Sie haben Mühe, das Ticket zu bezahlen, aber eine wirkliche Leidenschaft für die Oper. Als ich ,Orphée et Eurydice‘ an der Königlichen Oper in London gesungen habe, waren viele junge Menschen dabei, die gratis zuhören konnten. Die Reaktion bei diesen Menschen war großartig! Die Oper war sehr zeitgemäß inszeniert; sie haben das wirklich geliebt, weil es gut gemacht und real war."

Und der Sänger glaubt, dass am Ende "die modernen Inszenierungen gewinnen und die klassischen verschwinden werden. Das ist die Zukunft." Eine Zukunft, der Flórez zustimmt: "Man kann moderne Inszenierungen wunderschön machen".

Mehr Technologie

Und etwas komme derzeit auf den internationalen Opernbühnen zu kurz, sagt der peruanische Tenor: "Es wird mehr Technologie in den Inszenierungen geben. Nicht in der Musik – es ist gerade das Schöne an unserer Kunst, dass sie komplett akustisch ist, es geht um Holz und Fleisch, um Instrument und Stimme."

Info

Tickets für das Red Ribbon Celebration Concert am 10. Juni unter www.burgtheater.at/RedRibbon

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