Starpianist greift türkische Regierung an

Starpianist greift türkische Regierung an
Der türkische Klaviervirtuose Fazil Say wirft Ankara vor, hinter dem Strafprozess wegen Islam-Beleidigung gegen ihn zu stecken.

Der international bekannte Pianist Fazil Say hat die türkische Regierung für den gegen ihn laufenden Strafprozess wegen Islam-Beleidigung verantwortlich gemacht. Man wolle ihn anderthalb Jahre ins Gefängnis stecken, damit er an Allah glaube, sagte der Künstler am Montagabend dem Nachrichtensender CNN-Türk. Die ganze Welt lache über das Verfahren. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 42-jährigen vor, über den Kurznachrichtendienst Twitter islamfeindliche Kommentare verbreitet und damit religiöse Hetze betrieben zu haben.

In seinen ersten öffentlichen Äußerungen seit Beginn des Prozesses im Oktober machte der bekennende Atheist Say der islamisch-konservativen Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan schwere Vorwürfe: "Entscheidet jetzt schon die Regierung, ob jemand an Allah glaubt oder nicht?" Unterstützer des Künstlers sehen den Prozess als Beispiel für die immer stärker werdenden Einschränkungen der Meinungsfreiheit im EU-Bewerberland Türkei. Das Verfahren wird am 18. Februar fortgesetzt.

Kritik an Arabesk-Musik

Say erneuerte in dem Interview auch seine Kritik an der in der Türkei sehr populären so genannten Arabesk-Musik mit ihren sentimentalen, orientalisch angehauchten und hin und wieder schnulzenhaften Liedern. Arabesk bestehe aus "schlechten Harmonien, schlechten Melodien" und sei "widerlich", sagte er. Nach seiner Meinung sei es wahrer Patriotismus, Arabesk abzulehnen, und Landesverrat, diese Art von Musik zu mögen. Seine öffentlich geäußerte Verachtung für die Arabesk-Musik hatte Say in den vergangenen Jahren den Vorwurf elitärer Arroganz eingebracht.

Kommentare