"Star Trek Beyond": Eine Idee? Ausweichmanöver!

Spock (Zachary Quinto, links) und McCoy (Karl Urban, rechts) necken einander auch in „Star Trek Beyond“ freundschaftlich, Sofia Boutella als Jaylah ist toll grantig
Der dritte Teil des Reboots bringt mehr Action als Story (oder Logik).

In den unendlichen Weiten des Weltalls ist wirklich alles, aber auch alles möglich. Aliens beispielsweise, die genauso gierig und blöd sind wie die Menschen. Oder die Musik der Beastie Boys. Oder auch der revolutionäre Umstand, dass die berühmte Einstiegssequenz – "Der Weltraum, unendliche Weiten..." – erst am Schluss (!) des neuen Films kommt.

Faszinierend.

In den nicht so unendlichen Weiten des Blockbusterkinos mit all seinen Zwängen und Gremien, durch die jede Idee kleingemahlen wird, ist weit weniger möglich. Da finden sich fähige und schöne Menschen zusammen und haben viele kreative Sitzungen, und am Ende kommt ein Film wie " Star Trek Beyond" heraus: Ein fantastisches, teilweise überwältigendes Schauspektakel, das aber mit Warp 9 an jeder originellen Idee vorbeizischt. Mindestens.

Phaser auf Geplänkel!

Zum bereits dritten Mal trägt die Crew um Captain Kirk und Vulkanier Spock neue Gesichter durchs Weltall, Chris Pine (Kirk), Zachary Quinto (Spock) und vor allem Karl Urban ("Pille" McCoy) machen ihre Sache super. Besonders geglückt ist das aus der Original-Serie wohlbekannte, freundliche, mit Testosteron und Schmäh aufgeladene Dauergeplänkel zwischen den Crewmitgliedern.

"Star Trek Beyond": Eine Idee? Ausweichmanöver!
Star Trek Beyond

Der wohltuende Humor trägt den Film dankenswerter Weise über manche logische Hürde und allzu glückliche Fügung hinweg. Und mildert auch die Tatsache, dass "Star Trek Beyond" eher eine zu groß geratene Serienfolge ist als ein Film mit zwingender oder gar origineller Story. Man kennt das: Die Enterprise soll eine gestrandete Crew retten. Das läuft in einer großartigen Schlacht ordentlich schief, und es geht abwärts, mit der Anzahl der Crewmitglieder, dem Photonentorpedostand und mit der Enterprise. Man trifft (auf) einen verlassenen Planeten und eine herrlich angespeiste neue Außerirdische (Sofia Boutella als Jaylah). Kirk fährt mit einem Motorrad im Kreis, und nicht zuletzt da merkt man die Handschrift des neuen Regisseurs Justin Lin (bekannt von der "Fast & Furious"-Serie): Es gibt viel, viel, viel Action, die nicht immer handlungsfördernd genannt werden kann. Von Idris Elba als bösem Krall hätte man gerne Gewichtigeres gesehen; ja, Sulu (John Cho) ist schwul und die im Vorfeld heißt diskutierte Szene dauert vielleicht fünf Sekunden. Und es gibt auch die Chance, eine Träne für Leonard Nimoy zu verdrücken. Trekkies werden vielleicht nicht gefordert, aber gut unterhalten sein.

INFO: USA 2016. 120 Min. Von Justin Lin. Mit Chris Pine, Zachary Quinto.

KURIER-Wertung:

"Ihre Mayonnaise", die Königin von England, hätte es sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass sie einmal in einem Steven-Spielberg-Film durch den Kakao gezogen wird und darin Sprudelwasser aus dem Land der Riesen vorgesetzt bekommt, in dem die Blasen von oben nach unten perlen und nach dem Trinkgenuss gewaltige "Furzelbäume" auslösen.

Aber woher sollte die Queen auch wissen, dass es Riesen gibt, die sich in einer verkorksten Sprache namens "Gobblefunk" verständigen, die ihnen der britische Schriftsteller Roald Dahl in den Mund gelegt hat?

Spielberg hat mit diesem neuen Märchenabenteuer an "E.T." angeknüpft. Die Plüsch-Version des kleinen Außerirdischen im Londoner Waisenhaus, aus dem ein Mädchen entführt wird, ist nicht der einzige Anhaltspunkt. Auch diesmal geht es um die Freundschaft zwischen einem unheimlichen Wesen und einem mutigen Kind. Das Mädchen wird ins Land der Riesen entführt, weil es ein Geheimnis entdeckt hat: Der sanftmütige Koloss fängt Träume, die er nachts unter den Menschen verteilt. Spielberg hat aus Dahls Märchen vom freundlichen Riesen und seinen bösen Brüdern einen verspielten Hochglanzfilm gedreht und sich dabei den etwas zweifelhaften Luxus geleistet, Mark Rylance ("Bridge of Spies") mittels "Performance-Capture-Verfahren" zur computeranimierten 3-D-Kunstfigur zu verfremden. Darüber hinaus aber beweist Spielberg einmal mehr seine Meisterschaft, Filme zu machen, die beide Geschlechter und alle Altersschichten ansprechen. Dieser hier kann mit seinen Tricks auch Erwachsene verblüffen – nicht zuletzt durch die Größenunterschiede im Land der Riesen.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: 117 Min. UK/CAN/USA 2016. Von Steven Spielberg. Mit Mark Rylance.

KURIER-Wertung:

"Star Trek Beyond": Eine Idee? Ausweichmanöver!
Mark Rylance als GuRie   (Guter Riese), der das Waisenkind Sophie ins Riesenland  mitnimmt

Eine Rotkäppchen-Geschichte der anderen Art erzählt die deutsche Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz mit einer schrägen Liebesfabel zwischen Mensch und Tier. Nicht der Wolf verführt das Mädchen, wie noch im Märchen, sondern eine junge Frau fängt sich ein wildes Tier ein, das am Rande ihrer sozialistischen Plattenbausiedlung umher streift. Magisch von ihm angezogen, beginnt eine mutige Lilith Stangenberg als Ania eine intime Beziehung mit Isegrim. Dabei entfaltet sich die Faszination der Regisseurin mit dem Wilden, Unzähmbaren, Tierischen mehr beispielhaft als mysteriös. Speziell die erotische Begegnung mit dem Wolf führt bei Ania weniger zur Entfesselung des "Tieres in mir", sondern zur postkoitalen Geschwätzigkeit ("Willst die Frühstückseier lieber gerührt oder als Spiegelei?").

Durch die Beziehung ihrer Protagonistin zum Tier schafft Krebitz aber eine düstere Atmosphäre der Entfremdung, die Liebes- und Arbeitsverhältnisse gleichermaßen vereist. Mit Georg Friedrich als lüsternem Boss, der ebenfalls die Witterung aufnimmt.

Text: Alexandra Seibel

INFO: D 2016. 97 Min. Von Nicolette Krebitz. Mit Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender.

KURIER-Wertung:

"Star Trek Beyond": Eine Idee? Ausweichmanöver!
Lilith Stangenberg als junge Frau, die mit einem Wolf zusammen lebt

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