Staatsoper: Österreichs bester Exportartikel

Staatsoper: Österreichs bester Exportartikel
Wiener Staatsoper: Vom Opernring nach Tokio und Yokohama – Eindrücke von einer gigantisch aufwendigen Gastspiel-Reise.

Österreichs berühmtester Exportartikel ist aber immer noch die klassische Musik. Das kann man zurzeit wieder einmal überprüfen – beim Japan-Gastspiel der Wiener Staatsoper in Tokio und Yokohama.

Die Begeisterung des Publikums ist enorm. 590 Euro sind japanische Opernliebhaber bereit, für eine Karte zu zahlen. Noch Stunden nach den Aufführungen warten unzählige Menschen auf Autogramme, lassen sich vor Staatsopern-Plakaten fotografieren. Und selbst in dem Hotel, in dem die Delegation aus Österreich wohnt, müssen Mitglieder der Philharmoniker für Schnappschüsse posieren.

Die Werke

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Mit einer Aufführungsserie der Oper "Salome" von Richard Strauss gastierte die Wiener Kulturinstitution soeben im nüchternen, aber imposanten Betonklotz namens Bunka Kaikan (2700 Plätze) im Tokioter Ueno-Park. Peter Schneider, Einspringer für Franz Welser-Möst als Dirigent, begeisterte mit einer emotionalen, fein strukturierten, klangvollendeten Lesart. Als Salome wurde Gun-Brit Barkmin gefeiert, die in der Höhe schrill, aber in ihrer Gestaltung sehr intensiv ist. Großen Applaus gab es auch für Michael Roider als Herodes, Herbert Lippert (Narraboth) und Markus Marquardt (Jochanaan).

In Yokohama, in der sogenannten Kenmin Hall, nahe der eleganten Strandpromenade, wird drei Mal Mozarts "Le Nozze di Figaro" gegeben. Ebenso mit Schneider am Pult; in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle, die in Wien leider durch jene von Jean-Louis Martinoty ersetzt wurde; und mit Sängern, die man sich ebenfalls regelmäßig wünschen würde: Carlos Alvarez als Graf, Erwin Schrott als Figaro, Barbara Frittoli als Gräfin, Sylvia Schwartz als Susanna und Margerita Gritskova als Cherubino.

Ab 27. Oktober werden, wieder zurück in Tokio, noch drei Aufführungen von Donizettis "Anna Bolena" gespielt – mit Edita Gruberova in der Titelpartie, für die es das letzte Gastspiel in Japan ist. Dazu kommt noch die "Zauberflöte für Kinder", die in Wien nach dem Opernball bereits Tradition hat.

Die Schiffsreise

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Der Aufwand für so ein Gastspiel ist gigantisch. 27 Container – je zwölf Meter lang, 2,5 Meter breit und ebenso hoch – mit den bereits in Wien auf die japanischen Verhältnisse adaptierten Teilen der Bühnenbilder wurden bereits vor Wochen eingeschifft. Gesamtgewicht dieses Gepäcks: knapp 100 Tonnen.

"Mindestens sechs Wochen lang dauert die Schiffsreise von Hamburg oder Bremerhaven nach Yokohama, bei schlechtem Wetter acht Wochen", erzählt Peter Kozak, der technische Leiter der Staatsoper, vor einer Aufführung in Tokio. Etwa 70 Techniker sind nach Japan mitgereist, aus 350 Mitarbeitern besteht das technische Staatsopernteam insgesamt. Verteilt auf 97 Flüge zwischen Wien und Tokio wurden Techniker, Choristen, Musiker etc. nach Japan gebracht.

Die Angst

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Den Mitgliedern des technischen Personals war, ebenso wie den Choristen, freigestellt worden, wer zu diesem Gastspiel mitfährt. Der Grund: die Atomkatastrophe von Fukushima, die auch vielen Japan-Reisenden Angst gemacht hatte.

"Es war gar nicht so leicht, genügend Leute zu finden", sagt Kozak. "Wir mussten die Entscheidung ja schon vor Monaten treffen. Und es gab immer noch zahlreiche, die Bedenken hatten."

Mittlerweile hat sich das Leben in Tokio völlig normalisiert, die Leuchtreklamen strahlen wieder hell, obwohl immer noch Strom gespart werden muss. Zur Sicherheit ist aber eine Strahlenexpertin aus Seibersdorf mitgereist, deren erfreuliche Untersuchungsergebnisse jeden Tag auf einer schwarzen Tafel in der Hotel-Lobby ausgehängt werden: "Alles unter der messbaren Grenze."

Nachgefragt: Was bringt so ein Gastspiel, Herr Meyer?

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KURIER:Warum ist das Japan-Gastspiel für Ihr Haus so bedeutend?
Dominique Meyer:
Die Staatsoper hat eine sehr lange, enge Beziehung zum japanischen Publikum. Wenn man das Ballett, das heuer zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in Japan war, dazurechnet, ist es bereits das 9. Gastspiel. Unser Sponsor Lexus kommt ja auch aus Japan und ist der Staatsoper schon seit zwölf Jahren treu.

Wie hoch ist der Anteil an japanischen Gästen bei Aufführungen in Wien?
Zwischen sechs und sieben Prozent. Das sind pro Jahr nicht viel weniger als 40.000 Besucher.

Ein Gastspiel in Japan ist sicher auch ein finanzieller Gewinn. Was bringt das der Staatsoper für Ihr Budget?
Ja, wir machen damit einen Gewinn, und es lohnt sich. Aber die Summe kann ich nicht verraten (lacht) .

Der Aufwand ist gigantisch. Wie viele Personen umfasst die Delegation?
Rund 350. Das ist mehr als ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Staatsoper.

Wie kann währenddessen der Betrieb in Wien aufrecht erhalten werden?
Der Schlüssel liegt in der guten Planung. Wir spielen in dieser Zeit drei Mozart-Opern und "Ballett-Tage" mit vier Programmen. Und bereiten "Alceste" mit dem Freiburger Barockorchester vor. Werke mit großen Besetzungen würden sich nicht ausgehen.

Wer entscheidet, welche Opern in Tokio und Yokohama gespielt werden?
Das wird gemeinsam mit den Japanern diskutiert und entschieden. Wir sollten ursprünglich mit "Pique Dame" und Dirigent Seiji Ozawa gastieren. Aber wegen seiner Krankheit mussten wir "Figaro" ansetzen. Dazu kommt "Salome", ein Paradestück der Staatsoper. Und "Anna Bolena" mit Edita Gruberova. Sie ist in Japan ein Superstar.

Sind die nächsten Asien-Gastspiele schon geplant?
Wir fahren 2016 wieder nach Japan. Und 2017 gastieren wir in China. Ich war zur Vorbereitung gerade in Peking.

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