Mehr Lack, Leder und Gummibälle

Clemens Haipl und Herbert Knötzl, Moderatoren der FM4-Sendung Projekt X, kommentieren das Song-Contest-Finale live in der Pratersauna.
Clemens Haipl und Herbert Knötzl von Projekt X sprechen über ihre Erfahrungen mit dem Song Contest.

Ich habe jahrelang Udo Jürgens gehört, Thomas Forstner auf der Donauinsel gesehen und bin mit Tony Wegas, der damals noch dicker war als heute, gemeinsam auf der Bühne gestanden", sagt der Komiker Clemens Haipl nicht ganz frei von Ironie im KURIER-Gespräch. Der Wiener bildet mit Herbert Knötzl (Gerald Votava ist vor drei Jahren ausgestiegen) seit knapp 20 Jahren das 1998 mit einer KURIER ROMY ausgezeichnete Kult-Comedytrio Projekt X. Haipl schätzt die Anzahl der via FM4 ausgestrahlten Sendungen auf ungefähr 1040 – "minus Krankenstände und Lustlosigkeit, da mögen ein paar ausgefallen sein."

Anlässlich der FM4 "Song Contest Sauna" werden Clemens Haipl und Herbert Knötzl, die "Experten für eh alles", am Samstag das Finale in der Wiener Pratersauna (Waldsteingartenstraße 135) kommentieren.

KURIER: Herr Knötzl, sehen Sie sich als Alternative zu Andi Knoll, der auf ORFeins das Finale kommentieren wird?
Herbert Knötzl: Nein, auf keinen Fall sehe ich mich als Alternative zu Andi Knoll.
Clemens Haipl: Wir waren eigentlich die erste Wahl, denn der Andi Knoll kann eh nicht so viel und so gut reden. Anfangs hätten wir ja alles alleine machen sollen – die Show moderieren und zeitgleich für Österreich beim Song Contest antreten. Aber das war dem ORF dann doch zu teuer.
Knötzl: Daher hat sich der ORF auch für die abgespeckte Version mit Knoll, Weichselbraun, The Makemakes und Co. entschieden.

Was waren Ihre ersten Berührungspunkte mit dem Song Contest?
Haipl:Ich habe einmal eine Song-Contest-Party gemacht, bei der dann die Polizei wegen Ruhestörung vorbeigekommen ist. Das hat mich 200 Schilling gekostet. Zum Glück haben sie nicht gesehen, dass ich Marihuana im Garten angebaut habe. Und dann kann ich mich auch noch an einen Fernsehabend bei meiner Oma erinnern, an dem Waterloo & Robinson für Österreich angetreten sind. Meine Oma hat gesagt: "Singen können sie, aber die langen Haare sind schiach."
Knötzl: Bei mir war es der Auftritt der Schmetterlinge in London im Jahr 1977 mit Ostbahn-Kurti als Sänger.
Haipl: Das Lied hieß "Boom Boom Boomerang". Das habe ich im Zuge meiner Vorbereitungen gelesen.

Wo haben Sie den Sieg von Conchita Wurst mitverfolgt?
Knötzl: Ich war zufällig live vor dem Fernseher dabei – klassisch auf der Couch und habe irgendwie bald gemerkt: Diesmal wird es etwas Besonderes.
Haipl: Mir ist bei der Fernsehübertragung vor allem René Berto aufgefallen. Ich dachte mir "Hey, was macht denn der dort?! Das ist doch der Manager von Alf Poier". Und dann habe ich Conchita Wurst jubelnd an Bertos Seite gesehen, und dann war mir alles klar.

Herr Knötzl, Sie haben als Richard Klein bei der Song-Contest-Vorausscheidung 2011 gegen Nadine Beiler verloren. Wie tief sitzt der Schmerz noch?
Knötzl: Diese Niederlage war natürlich bitter, da bin ich noch immer nicht drüber hinweg, weil das Ganze auch total unfair, ja, lächerlich abgelaufen ist. Da kommt irgendein Notar, der sagt, dieser und jener hat so und so viele Stimmen bekommen und kein Mensch kontrolliert das. Bei mir haben sich danach einige gemeldet und gesagt: "Ich wollte für dich anrufen, bin aber nicht durchgekommen." Na hallo, so geht’s nicht!
Haipl: Wir wollten 2002 ja auch mal als Projekt X gemeinsam mit der Band Heinz sowie Stermann und Grissemann beim Song Contest mitmachen. Die Idee dazu wurde bei einer Party geboren – schlussendlich haben es Stermann und Grissemann aber alleine gemacht.

Wie bereiten Sie sich auf den Song Contest vor?
Haipl: Ich habe mir alle Songs angehört, was wirklich nicht einfach war.
Knötzl: Ich sichte Sekundärliteratur zu den Teilnehmern und Komponisten, versuche alle Texte zu verstehen, auch die, die in der Landessprache gesungen werden.

Mehr Lack, Leder und Gummibälle
Clemens Haipl und Herbert Knötzl, Moderatoren der FM4-Sendung "Projekt X", am 30.04.2015 in Wien.

Was fällt Ihnen spontan zu The Makemakes ein?
Haipl: Sind das die mit den Bärten?
Knötzl: Ja. Deren Bassist sieht aus wie Robinson von Waterloo & Robinson.
Haipl: Deren Musik gefällt mir. Sie interpretieren das harte von Hardrock ein bisschen weicher, damit es nicht mehr so extrem nach Protest klingt. Und sie sind ein Act für alle Altersgruppen: Den Jungen gefallen die langen Harre, den Alten die sanften Melodien.
Knötzl: Leider singen sie nicht auf Deutsch, da verstehe ich ja nur die Hälfte. Und der Name ist dann leider auch etwas unglücklich gewählt – grammatikalisch: The Makemakes. Was soll das heißen? Die Machmaches?

Nach welchen Kriterien werden Sie die Songs bewerten?
Knötzl: Wie gut ist das Spiel mit der Gitarre, wie schön ist die Stimme, die Performance und das Outfit.
Haipl: Auch wichtig: Wie geil und textsicher ist der oder die TeilnehmerIn.

Wie wird der Song Contest Wien bzw. Österreich verändern?
Haipl: Ich hoffe, dass Singen das Skifahren als Volkssport Nummer eins ablöst. Das wäre auch besser für die Berge und Skipisten. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Michael Häupl in Zukunft mehr Lack, Leder und einen Gummiball im Mund trägt.

Info: Clemens Haipl und Herbert Knötzl kommentieren am Samstag, 23. Mai, in der von FM4 betreuten "Song Contest Sauna" im Wiener Club Pratersauna (Waldsteingartenstraße 135) das Finale. Am 2. Juni gastiert Clemens Haipl mit seinem Kabarettprogramm "Weltrekord in Busen" in der Kulisse (Rosensteingasse 39).

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