Der stille Tod eines Stars
Wenn berühmte Menschen sterben. Dann wird das von Zeitungen, im Fernsehen und im Radio gemeldet, dann bedauern Minister und Kulturstadträte den Verlust, dann werden Ehrengräber vergeben. Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Prominenter diese Welt verließ, ohne dass dies innerhalb kürzester Zeit gemeldet worden wäre. Sieghardt Rupp war ein berühmter Schauspieler, der sich als internationaler Filmstar, als "Tatort"-Oberinspektor und im Theater großer Popularität erfreute. Er ist seit fast einem Jahr tot, und dennoch hat bis heute niemand davon erfahren. Es gab keine Nachrufe, keine Presseaussendungen, kein großes Begräbnis. Er ist einfach gestorben, ohne dass irgendjemand davon informiert wurde.
Selbstinszenierung
Und Sieghardt Rupp hat das selbst so inszeniert. "Ich musste ihm versprechen, dass wir seinen Tod nicht bekannt geben", sagt die Caritas-Mitarbeiterin Elisabeth Stocker, die in den letzten vier Jahren seines Lebens seine Ansprechperson war. "Herr Rupp hat sehr zurückgezogen gelebt, er wollte nicht in der Öffentlichkeit stehen."
Und das über seinen Tod hinaus.
Doch statt einer Antwort von Sieghardt Rupp kam ein Anruf von Frau Stocker, die Ernst Kieninger über den geheim gehaltenen Tod des Schauspielers informierte.
Fans in aller Welt
Die Caritas-Mitarbeiterin, die die traurige Nachricht so lange für sich behielt, zeigt nun Verständnis dafür, dass sich das Ableben des prominenten Schauspielers nicht länger verschweigen lässt und erinnert sich im KURIER-Interview an ihre Begegnungen mit Sieghardt Rupp: "Wir haben viele Gespräche geführt, er war ein tiefer, kluger und ernster Mensch, der aber auch Humor hatte und vor allem ein großes soziales Gewissen. Da bisher kaum jemand weiß, dass er gestorben ist, langen an seiner Adresse heute noch Briefe mit Autogrammwünschen ein. Solange er konnte, hat er diese Anfragen beantwortet."
Sieghardt Rupp wurde am 14. Juni 1931 in Bregenz als Sohn eines Lehrers geboren, er absolvierte das Max-Reinhardt-Seminar, war in Klagenfurt, Salzburg und Linz engagiert, ehe man ihn 1959 ans Wiener Volkstheater holte. Dort wurde der Feschak in einer Vorstellung von der "Rex"-Filmproduktion entdeckt und unter dem Namen Tommy Rupp als Liebhaber und Mädchenschwarm in Heimatfilmen eingesetzt. Und so hießen seine ersten Filme "Mädchen für die Mambo-Bar", "Heimweh nach dir, mein grünes Tal", "Die Försterchristel" – und sie dürften ganz und gar nicht nach seinem Geschmack gewesen sein.
Zurückhaltend gelebt
Da er sehr zurückhaltend gelebt hat, ist über sein Privatleben wenig bekannt. Man weiß nur, dass Rupp nach 30-jähriger Ehe geschieden wurde und eine Tochter hatte, die vor längerer Zeit verstorben ist. In Kollegenkreisen galt er als verschlossen und schwierig, er litt zuweilen an Depressionen und überlebte 1985 einen Selbstmordversuch. Jahrelang Schauspieler am Theater in der Josefstadt, trat er zuletzt im Rabenhof auf, wo er 1997 für seine Darstellung des Dirigenten Wilhelm Furtwängler mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet wurde.Von seiner Ansprechperson Elisabeth Stocker war er offenbar so angetan, dass er die Caritas als Haupterbin einsetzte, die sein Vermögen sozialen Zwecken widmet. Rupps künstlerischen Nachlass überließ die Caritas dem Filmarchiv Austria, darunter Hunderte Filmfotos und Programmhefte, die sich in seiner Wohnung fanden.Sieghardt Rupp zählte zur raren Sorte jener Schauspieler, die das Bad in der Öffentlichkeit mieden. Nur so kam es, dass er einen stillen, einsamen Tod starb, der nahezu ein Jahr geheim bleiben konnte.
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