Seid's deppert? Ich bin nicht 63!

deix
Zeichnungen aus vier Jahrzehnten. Warum ihm Barbara Karlich so wichtig ist.

Es waren nicht immer nur die Zumpferln, die aufregten. Es gab auch viel Brust; und Hitlerbärte, Samenspender ... und Kardinal Groer, ein Geschenk des Himmels an alle Karikaturisten. „Für immer Deix“ heißt das Buch des Zeichners, das diese Woche erscheint.
Einen Überblick über 40 Schaffensjahre – und deshalb auch eine sehr deutliche Österreich-Chronik ist.

KURIER: Haben Sie schon einen Stronach gezeichnet?
Manfred Deix: Nein, er ist mir zu fad. Aber ich weiß, er wird mir drohen. Ich werde in den sauren Apfel beißen müssen. In den weißen.

Sind Frauen schwieriger?
Überhaupt nicht. Aber ich habe mehr Respekt vor ihnen. Deshalb verzerre ich sie nicht so, sondern mache sie ... üppig. Ich will ja auch was davon haben.

Gab’s denn nie einen Politiker, mit dem Sie – künstlerische – Probleme hatten?
Einen einzigen gab es. Zwei Nächte habe ich alle Zuständ’ gekriegt. Das kann nicht mein Beruf bleiben, habe ich mir gedacht. Der Mensch hatte ein völlig konturloses Gesicht. Wer war denn das, der mich so in die Bredouille gebracht hat? Moment, mir wird es gleich einfallen ...

Sie sind heuer 63 geworden.
Wenn ich keinen Aussetzer habe so wie jetzt, dann fühle ich mich wie ein 16-Jähriger. Ich denke mit dem Herzen eines 16-Jährigen. Ich nehm’ nix ernst. Dann lese ich in der Zeitung, dass der Deix 63 bin. Und ich schrei’: Ja, seid’s deppert? Ich bin doch nicht 63! Aber es stimmt.

Sie haben tatsächlich schon im Alter von elf mit Zeichnungen Geld verdient?
50 Schilling jede Woche, ein Jahr lang. Das war ein Comicstrip über Pfadfinder für die Kirchenzeitung. Eine Auftragsarbeit. Ich sollte den sehr katholischen Roman „Unter der Sonne Afrikas“ zeichnen. Unendlich fad. Nachher war er nicht wiederzuerkennen. Ich hab’ die Geschichte mit vielen brutalen Szenen angereichert. Das war ja die Zeit der Piccolo-Hefte. Akim, Tibor, Sigurd. Meine Helden damals. Die G’scherten lagen flach. Wenn sie zu meinem Vater ins Wirtshaus in Böheimkirchen saufen gegangen sind, haben sie g’sagt: „Franz, der Bub ist ein Genie, den musst du nach Wien schicken!“ Ich war 1960 der g’stopfteste Bub in der Klasse.

Der Auftraggeber?
War mein Religionslehrer. Ich wusste damals noch nicht, dass es Homosexuelle gibt. Er stand in der Religionsstunde immer dicht neben mir und sah mich mit Plüschaugen an. Naja, mein Religionslehrer war halt verliebt ... in einen knackigen Elfjährigen.

Und deshalb ist die Religion kein Tabu für Sie?
Nein, die Kirche bietet doch so viele Angriffsflächen. Und, ich bitte Sie, schwule Pfarrer ... wenn das nicht lustig ist!

Lachen Sie während der Arbeit?
Viel. Aber mir ist auch speibübel beim Zeichnen manchmal. Es ist eine Mischung.

Suchen Sie noch in Kaffee- und Wirtshäusern „Deix-Figuren“?
Das war früher so. Ich hab’ immer gemacht, als würde mich gar nicht interessieren, was die Leut’ da reden. Aber ich habe gelauscht und hatte große rote Ohren. Heute reicht mir das Fernsehen völlig. Da lieg’ ich stöhnend vor dem Bildschirm. Beim Musikantenstadl. Und vor allem bei der Barbara Karlich. Da rinnt mir richtig der Schlatz raus vor Glück ... Jetzt hab ich’s!

Was denn?
Der Sixtus Lanner war’s, an dem ich fast gescheitert bin. Der war Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre ÖVP-Generalsekretär. Was für ein Gesicht! Nur ein Näschen, zwei Augenlöcher, ein Mund – und aus. Nichts mehr. Punkti Punkti Strichi Strichi. Ich habe fürchterlich gelitten bei dem Lanner.

Bilder der Ausstellung "Für immer Deix" in Krems

Seid's deppert? Ich bin nicht 63!

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Seid's deppert? Ich bin nicht 63!

Deix

Ausgrabungshäferln mag er nicht

Mit Gänsehaut denkt der gebürtige St. Pöltner an die Zeit als Gymnasiast, als er von jungen Lehrerinnen durch Museen getrieben wurde. Ehrfürchtig habe er vor „todlangweiligen Altarbildern“ stehen müssen, „frühkeltische Ausgrabungshäferln“ seien zu bewundern gewesen – und beim handgeschriebenen Brief Schuberts in einer Glasvitrine sei er pflichtgemäß in Verzückung geraten. Das war nicht die Welt von Manfred Deix.

Aber seit mehr als zehn Jahren gibt es das Karikaturenmuseum in Krems, wo eine große Fläche seinen eigenen Arbeiten gewidmet ist. So kann Museum also auch sein: Dass Deix im Foyer ankommt, und aus dem ersten Stock hört er das Lachen der Besucher. 250 Originale Das Land Niederösterreich baut seit dem Jahr 2001 eine Sammlung von Karikaturen, Cartoon und kritischer Grafik auf. Man besitzt bereits mehrere Tausend Originale, auch von internationalen Künstlern, und von Manfred Deix hat man rund 250.

Kürzlich änderte seine Dauerausstellung ihr Erscheinungsbild und präsentiert sich nun (bis 2015) als Schau mit dem Titel „Für immer Deix!“ Ein Streifzug durch die Jahrzehnte, auch ein politischer mit Kreisky, Sinowatz, Haider, Gusenbauer ... Aber auch mit bisher nie gezeigten Skizzen, die es nicht bis zum großen aquarellierten Bild geschafft haben. Anlässlich der Neugestaltung ist auch das gleichnamige Buch erschienen. Die deutsche Komikerin Hella von Sinnen hatte kürzlich in einer Lobrede über Deix gesagt: „Er ist kein Übertreiber, sondern ein Verdeutlicher. Trotzdem malt er nicht die Realität, denn die Realität ist härter.“

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