Eröffnung im Zeichen des Terrors und der globalen Krise

Kulturphilosoph Konrad Paul Liessmann während seiner Festrede
Die Salzburger Festspiele wurden am Donnerstag eröffnet. Konrad Paul Liessmann hielt eine Rede über das Verhältnis von Kunst zu Politik.

Gespielt wird bereits seit 22. Juli. Doch erst am Donnerstag wurden die Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule auch offiziell eröffnet. Und zwar – in Ermangelung eines Bundespräsidenten – von Nationalratspräsidentin Doris Bures. Diese zeigte sich erschüttert über den "mörderischen Terror, der zu einem Teil europäischer Lebensrealität" geworden sei. Gleichzeitig würden Entwicklungen des gesellschaftlichen Fortschritts stagnieren. Europa brauche in diesen herausfordernden Zeiten Gemeinsamkeit, Vertrauen, Träume und Ziele.

Eröffnung im Zeichen des Terrors und der globalen Krise
ABD0086_20160728 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Kulturminister Thomas Drozda während seiner Rede anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele am Donnerstag, 28. Juli 2016, in Salzburg. - FOTO: APA/NEUMAYR/MMV
Die Angst, "die unserer Zukunft Grenzen setzt", müsse überwunden werden, so Bures. Ähnlich Kulturminister Thomas Drodza, der meinte, dass Europa derzeit als Projekt der ökonomischen und intellektuellen Eliten wahrgenommen werde. "Das muss sich ändern, wenn das gemeinsame europäische Projekt auch weiter Bestand haben soll." Dazu sei ein "hervorragendes, menschliches" Bildungssystem erforderlich, das gegen destruktive antidemokratische Populisten immunisiere, so Drozda.

Neben weiteren Reden von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die ebenfalls diese Themen aufgriffen, war als offizieller Eröffnungsredner der Philosoph Konrad Paul Liessmann. Unter dem Titel "Und mehr bedarf’s nicht. Über Kunst in bewegten Zeit" stellte Liessmann in seiner Festrede die Frage, ob es in Zeiten von Terroranschlägen und Bürgerkriegen noch möglich sei, sich ruhigen Gewissens der Kunst hinzugeben. Das sei durchaus berechtigt, so Liessmann. Ein gelungenes Kunstwerk genüge, um dem Leben Sinn zu geben. Eine wunderbare Formel für die Kunst wäre "das Gelingen aus Freiheit ", so der Philosoph.

LINK: Die gesamte Eröffnungsrede von Konrad Paul Liessmann kann man auf Ö1 nachhören.

Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden gab es Jubel, ja sogar Standing Ovations im Kleinen Festspielhaus: Die Uraufführung von "The Exterminating Angel" von Thomas Adès nach dem Film von Luis Buñuel wurde zum Erfolg. Die surrealistische Geschichte, die von einer Gesellschaft erzählt, die nach einem Dinner ohne ersichtlichen Grund am Verlassen des Hauses gehindert wird, wurde von Tom Cairns (mit Adès) zum Libretto gemacht und von eben diesem klassisch-elegant, am Ende bedrohlich geisterhaft inszeniert. Adès, in Österreich bekannt durch "The Tempest", erweist sich neuerlich als Könner. Er verknüpft spanische Klänge mit Walzer, Trommelwirbel mit Elektronik, ist in seiner Tonsprache verständlich, begeistert mit seiner Instrumentierung und auch mit Zwischenspielen. Er leitet selbst das RSO Wien. Das große Sängerensemble schlägt sich gut.

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