Brie Larson: "Das ist völlig irreal für mich"

So sieht Freude aus: Brie Larson und ihr Oscar als beste Hauptdarstellerin
Sympathisch und mit eisernem Willen als Entführungsopfer zum Star.

Es war vergangenen Oktober in London, als Brie Larson gemeinsam mit Regisseur Lenny Abrahamson für zwei Tage aus Los Angeles angereist war, um Interviews zum US-Kino-Überraschungshit "Room" (Kinostart in Österreich: 17. März) zu geben.

"Brie wer?", fragte sich jeder der anwesenden Journalisten – denn keiner kannte sie so wirklich.

Ja, manchen war sie zuvor in Judd Apatows Singlekomödie "Dating Queen" als Schwester von Amy Schumer aufgefallen, aber sonst war sie – zumindest in Europa – ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.

"Dass ich für meine Rolle in ,Room" jetzt für Preise gehandelt werde, ist völlig irreal für mich", sagte die 26-jährige Kalifornierin damals im KURIER-Interview: "Für mich fühlt sich das so an, als würde ich eine Traumhochzeit planen, obwohl ich noch nicht einmal einen Freund habe". Jetzt, vier Monate später, ist sie verheiratet, und zwar mit einer glänzenden Partie namens Oscar. So schnell kann’s manchmal gehen.

Amerikanischer Traum

Brie Larson ist das Paradebeispiel des amerikanischen Traums. Aus bescheidensten Verhältnissen arbeitete sie sich hoch in die Glitzerwelt Hollywoods. Larson war ein Scheidungskind, die Mutter hatte Mühe, Brianne (wie Brie eigentlich heißt) und ihre kleine Schwester Milaine durchzufüttern: "Ich erinnere mich noch wie heute an den Tag, als ich sieben Jahre alt war und meine Mom Mimsy und mich ins Auto packte, um mit uns von Sacramento nach Los Angeles zu übersiedeln. Wir landeten in einer Klitsche, die nicht viel größer war als der bunkerartige Raum in ,Room‘. Aber es war nicht schrecklich für uns Kinder: Mom verwandelte durch ihre Fantasie und ihre bedingungslose Liebe diese miese Wohnung in ein Zuhause, in dem wir uns geborgen fühlten. Es fehlte uns an nichts."

Für Larson war es daher ein Leichtes, in die Rolle einer Mutter zu schlüpfen, die für ihr Kind alles tun würde. In "Room" wird sie – ähnlich dem Fall Josef F. – als Mädchen von einem älteren Mann gekidnappt und in einer unterkellerten Gartenlaube eingesperrt. Jahrelang hält ihr Peiniger sie fest, missbraucht sie, sie bekommt ein Kind. Auf Jack projiziert sie alle Liebe und Menschlichkeit, die noch in ihr steckt.

Die Rolle war körperlich und seelisch belastend, wie Larson bekennt: "Wir filmten fünf Wochen lang in einem klaustrophobisch kleinen Raum im Studio in Toronto. Die Beklemmung war permanent zu spüren, dieses Gefühl: Ich muss raus! übermannte uns. Am Ende der Drehtage waren alle körperlich und seelisch erschöpft. Einzig Jacob Tremblay, der Jack spielt, war guter Dinge."

Es bedürfe, so Larson, gemünzt auf den Fall F., schon "extremer psychischer Stärke, um so eine Extremsituation über Jahre hinweg zu überstehen".

Für Brie Larson sind mit dem Oscargewinn die harten Zeiten vorbei. Ihrem künstlerischen Mantra, einen Film "nicht nur für Geld zu machen", kann sie jetzt jedenfalls leichter treu bleiben.

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