Neue Studien belegen die positiven Effekte der Kulturförderung

Kultureinrichtungen als Wirtschaftsmotor: Nicht nur Festspiele in Salzburg (im Bild die Hofstallgasse) sorgen für hohen Umsatz
Kulturbetriebe kommen aber immer stärker unter Legitimationsdruck.

Rudolf Scholten, Chef der Kontrollbank und Präsident der Wiener Festwochen, meinte zwar in einer Rede, dass Kunst aus sich selbst heraus bestehen müsse; sie benötige daher nicht die "Umwegrentabilität als Schutzmantel im Sturm der Verteilungskämpfe". Das wäre zwar wünschenswert. Kulturbetriebe kommen aber immer stärker unter Legitimationsdruck: Um in Zeiten knapper werdender Budgets die Forderung nach einer Erhöhung der Subventionen argumentieren zu können, gibt man Studien zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der eigenen Institution in Auftrag.

Diese Vorgangsweise ist zwar nicht neu. Die Salzburger Festspiele operieren schon seit vielen Jahren mit den Begriffen "Wertschöpfung" und "Umwegrentabilität". Präsidentin Helga Rabl-Stadler wiederholt mantraartig, dass jeder von der öffentlichen Hand investierte Euro drei- bis vierfach in Form von Steuern zurückfließt. Ähnlich argumentiert man auch bei den Bregenzer Festspielen: Laut einer Studie des Instituts für höhere Studien sei die Wirkung des Festivals als "Wirtschaftsmotor" belegt.

Bundestheater

Doch in der letzten Zeit werden immer häufiger Studien in die Debatten geworfen. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichten auch die Bundestheater eine IHS-Studie. In der Saison 2012/’13 betrug die Basisabgeltung für Staats- und Volksoper sowie Burg- samt Akademietheater 148,9 Millionen Euro. Dem gegenüber stünden die allein durch den Betrieb ausgelösten fiskalischen Effekte in der Höhe von 132,9 Millionen Euro. Die konsolidierten Steuereffekte des Konzerns aus Betrieb und Tourismus betrügen 210,5 Millionen Euro. Es würde also das 1,4-Fache der Basisabgeltung an die öffentliche Hand zurückfließen. Insgesamt sei durch den Betrieb der Bundestheater eine Bruttowertschöpfung von 286,1 Millionen Euro in Österreich (davon 262,4 Millionen in Wien) generiert worden – also knapp das Doppelte der Basisabgeltung.

Bundesmuseen

Auch das Kunsthistorische Museum präsentierte kürzlich eine detaillierte Untersuchung. 2014 machte die Basisabgeltung 23,84 Millionen Euro aus; die direkte Wertschöpfung hätte 26 Millionen Euro betragen, die indirekte Inlandswertschöpfung 42 Millionen. Die Subvention fließe daher 1,8-mal in die österreichische Wirtschaft zurück, so die Ökonomin Agnes Streissler-Führer.

Landeshauptmann Erwin Pröll betont bei jeder Gelegenheit, dass 1,5 Millionen Kulturtouristen pro Jahr 200 Millionen Euro an Ausgaben und damit an Wertschöpfung in Niederösterreich lassen würden. Der Kulturtourismus sei "ein ganz wesentlicher Faktor" geworden, die Kulturwirtschaft sichere rund 12.000 Arbeitsplätze.

In der Schweiz sieht man das ähnlich: Eine von der Julius Bär Stiftung beim Forschungsinstitut BAK in Auftrag gegebene Studie zeige, "dass Kultur nicht nur Kosten verursacht, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor" sei. Die in Zürich geförderten Kulturinstitutionen hätten 2014 Dienstleistungen im Wert von 296 Millionen Franken (278,30 Millionen Euro) erbracht.

Von der wirtschaftlichen Tätigkeit der Kulturbetriebe profitierten nicht nur die Zulieferer, sondern auch der Handel. Denn ein Teil der Löhne (160 Millionen Franken) seien in Form von Konsumausgaben in den Wirtschaftskreislauf zurückgeflossen. Hinzu komme, dass die Besucher kultureller Veranstaltungen außerhalb der Spielstätten 122 Millionen Franken ausgegeben hätten.

Sehr interessant ist eine Studie der CESifo GmbH, der Münchener Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaftswissenschaft. Denn sie kommt zum Ergebnis, dass Ausgaben für Kultur-Einrichtungen einen positiven Effekt auf den Wohlstand der jeweiligen Stadt und Region haben. "Der Mechanismus läuft so: Kultur-Einrichtungen ziehen mehr hoch qualifizierte Mitarbeiter an, und deren höheres Einkommen strahlt auf die gesamte regionale Wirtschaft ab", so der Studienautor Oliver Falck.

Höherer Wohlstand

Um die Wirkung von Kultur auf den regionalen Wohlstand eindeutig bestimmen zu können, suchte man in Deutschland nach kulturellen Einrichtungen, deren Existenz nicht vom heutigen Einkommensniveau bestimmt ist. Man kam auf Opernhäuser, die bereits zur Barockzeit gegründet wurden. Tatsächlich seien die örtlichen Einkommen in allen diesen 29 Städten höher als in vergleichbaren Städten ohne barocke Opernhäuser.

In einem weiteren Schritt wurden andere mögliche Effekte auf den Wohlstand herausgerechnet, aber das Ergebnis blieb gleich. Fazit: "Ausgaben für Kultur haben positive Einkommenseffekte für alle Beschäftigten in einer Region." Triftigere Argumente wird es wohl nicht brauchen, um von angedachten Subventionskürzungen Abstand zu nehmen.

Die Subventionen der öffentlichen Hand für die Kulturveranstalter stagnieren mehr oder weniger seit Jahren. Als Legitimation für eine Erhöhung dienen immer öfter Hochrechnungen über die wirtschaftlichen Auswirkungen. Doch nicht nur die großen Tanker wie die Staatsoper und das Kunsthistorische Museum argumentieren so. Das Jazzfest Saalfelden z. B. gab bekannt, dass die Wertschöpfung in der Region zwei Millionen Euro betrage – bei einem Budget von 615.000 Euro.

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