Menschen über künstlerische Formate ins Gespräch bringen

Soho in Ottakring - von 4. bis 18. Juni.
Das Kulturfestival kredenzt ab Samstag Kunst-Kostproben in Sandleiten.

Ab Samstag ist das Ottakringer Grätzel Sandleiten wieder "In aller Munde". So lautet nämlich das Motto des Kulturfestivals, das die leer stehenden Räumlichkeiten des Sandleitenhofs, Wiens größtem Gemeindebau, bespielen wird. Das Anliegen des seit 2002 von Ula Schneider organisierten Festivals hat sich über die Jahre nicht geändert: Man will mit Kunst und Kultur dezentral liegende Stadtteile beleben, Bewohner zum Nachdenken anregen und Ängste wie Vorurteile gegenüber fremden Kulturen abbauen. Spielerisch.

KURIER: Zum zweiten Mal heißt das Festivalmotto "In aller Munde". Was kann man sich darunter vorstellen?Ula Schneider: Die Idee dahihinter ist, ein niederschwelliges Programm anzubieten, um die Nachbarschaft so weit wie möglich einbinden zu können. Ernährung spricht eine breite Masse an und verbindet. Es geht uns aber nicht nur um das Kulinarische, sondern auch darum, dieses komplexe Thema via Kunst erlebbar zu machen.

Können Sie Beispiele dafür nennen?
Beim Programmpunkt "Nachhaltig ordnen" wird im angrenzenden Supermarkt ein leeres Regal im Rahmen einer Performance eingeräumt – nach bestimmten Kriterien wie Wasserverbrauch, Transportwege und so weiter. Besonders freut es mich, dass wir im Kongresspark unter dem Namen Kahvehane ein temporäres Kaffeehaus mit Performances zu Legenden rund um den Kaffee bespielen werden.

Menschen über künstlerische Formate ins Gespräch bringen
Credit: Arnold Burghart. Honorarfrei bei Namensnennung. Im Bild: Ula Schneider.

2014 ist Soho in Ottakring vom Brunnenviertel weiter stadtauswärts nach Sandleiten gezogen. Inwiefern unterscheiden sich diese beiden Gebiete?
In Sandleiten sind wir ohne Knalleffekt angekommen. Wichtig ist es, hier kontinuierlich etwas zu machen. Es braucht Zeit, denn die Gegend ist mit dem Brunnenviertel, in dem wir zwölf Jahre tätig waren, nicht vergleichbar. Während sich rund um den Yppenmarkt alles auf der Straße abspielt, leben die Menschen hier eher zurückgezogen. Manchmal fragt man sich, wo sind die denn alle? (lacht)

Wie sieht es mit Anrainerbeschwerden aus?
Es gibt immer und überall Anrainer, die sich beschweren. Auch hier. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass das Festival von einigen Bewohnern ignoriert wird, andere aber mit viel Engagement dabei sind. Es kommen tröpfchenweise neue Leute zu uns, die sich am Programm beteiligen möchten.

Wird das Flüchtlingsthema im Programm aufgegriffen?
Indirekt ja, weil es bei Soho in Ottakring schon immer um den Abbau von Vorurteilen geht. Unser Ziel ist es, dass die Menschen über künstlerische Formate ins Gespräch kommen. Uns ist es dabei nicht so wichtig, dieses Flüchtlings- und Migrationsthema explizit hervorzustreichen. Denn dieses Kennenlernen verschiedener Kulturen war und wird immer Teil des Festivals sein.

Info: Soho in Ottakring – 4. bis 18. Juni in Sandleiten. Details zum Programm

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