Maler, Hippie, Jazz-Pionier

Barabbas, Detail 2 aus „ The Big Bang“, 1975
Eine Ausstellung und ein Konzert von Franz Koglmann würdigen den Außenseiter Claus Mayrhofer Barabbas.

Es ist ein fast vergessenes Kapitel der Wiener Subkultur-Geschichte: Ab 1959, also lange vor der Blütezeit der Hippie-Kultur, zog eine extravagant gekleidete Gruppe junger Männer mit Bärten, Irokesenfrisuren und langen Haaren in Wien um die Häuser. Da sie zum Islam konvertiert waren, nannte man sie „Wiener Mohammedaner“.

Maler, Hippie, Jazz-Pionier
Barabbas, Detail 2 aus „ The Big Bang“, 1975
In der „Galerie zum Roten Apfel“ in einem Hinterhof des Hauses Landstraßer Hauptstraße 74 stellten sie Bilder aus und übten sich im frei improvisierten Jazz. Später, als „Masters of Unorthodox Jazz“, sollte die Gruppe es bis ins Vorprogramm eines Wien-Konzerts des Pianisten Thelonious Monk schaffen.
Maler, Hippie, Jazz-Pionier
Teil der „Kerngruppe“ war neben Richard „Ahmad“ Pechoc und Walter „Muhammad“ Malli auch Claus Mayrhofer, genannt Harun Ghulam Barrabas.

Letzterem widmet das Wiener MUSA noch bis Samstag (8. 6.) eine aufschlussreiche kleine Retrospektive samt Katalog; zudem wurde die 1969 produzierte und im Original längst vergriffene LP der „Masters of Unorthodox Jazz“ neu aufgelegt (15 €).

Erinnerungen

Maler, Hippie, Jazz-Pionier
Barabbas, Detail 1 aus „ The Big Bang“, 1975
Die Erinnerungsarbeit ist Gegenleistung dafür, dass die Stadt Wien das Hauptwerk Barrabas’ nach dessen Tod im Jahr 2009 geschenkt bekam. „Big Bang“ heißt das Gemälde, ein Monstrum von dreieinhalb Metern Höhe und 50 (!) Metern Länge.
Maler, Hippie, Jazz-Pionier
Barabbas, Audubon Ubiquist, 1974, Öl auf Leinwand
Es ist eigenwillig, maßlos und esoterisch wie vieles andere im Leben des 1943 geborenen Wieners: Von Hundertwasser, dem französischen Maler Georges Mathieu sowie dem Wiener Aussteiger Padhi Frieberger schwer beeindruckt, tauchte der Schulabbrecher in ein Universum aus Farben und Formen, widmete dem Saxofonisten Sonny Rollins ein überbordendes Bild, malte einen „Gebetsteppich mit Spiegeleiern“.

Als Schöpfer eigener Welten wollte Barrabas natürlich niemandes „Schüler“ und schon gar kein Hippie sein, wollte nicht verstanden werden oder gar Bilder verkaufen. Er lebte ab 1989 in Australien, wo er schließlich verarmt starb. Was bleibt, ist ein Werk, das viel von der Zeit der 1960er und ’70er erzählt – und von einem Künstler, der bis zuletzt am Mythos des einsamen Genies festhielt.

INFO: Am Mittwoch, spielen Trompeter Franz Koglmann und Bassist Peter Herbert ein Konzert in Erinnerung an die „Masters of Unorthodox Jazz“ (19 Uhr, Eintritt frei). Ausstellung bis 8. 6. MUSA, Felderstraße 1 (neben Rathaus),

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