Machine Gun Kelly: Jugend zwischen Drogen und Mixtapes

Machine Gun Kelly, auch "MGK", wurde 1990 als Richard Colson Baker geboren.
Der US-Rapper war eine der Entdeckungen des Frequency-Festivals.

"Es hat schon ordentlich wehgetan, mit einer gerade genähten Lippe so zu schreien." Ein paar Stunden nach seinem Auftritt beim FM4-Frequency-Festival sitzt Machine Gun Kelly im Tourbus und reflektiert im KURIER-Interview über den Auftritt als Überraschungs-Act auf der Brandwagen-Stage. Zwei Tage davor hatte er einen Unfall, bei dem er schmerzhafte Bekanntschaft mit einer Betonwand machte.

Absagen kam nicht infrage. Alleine deshalb, meint er, müsse er längst bekannter sein als er ist. Aber auch, weil sein Sound einzigartig ist. Denn Richard Colson Baker, wie der 26-Jährige bürgerlich heißt, mischt Punk-Elemente mit Hip-Hop und schießt hitzige Raps in atemberaubendem Tempo darüber. Oder er singt und schreit sich den Schmerz über eine verpfuschte Jugend von der Seele – beim Frequency genauso beeindruckend wie umjubelt.

Kämpfer

Aber erst nach sieben Jahren in dem Business bekommt der Amerikaner dafür "langsam" die Anerkennung, die ihm – seiner Meinung nach – schon längst zusteht.

"Ich komme mit einem angeknacksten Arm, mit gebrochenen Zähnen und Narben im Gesicht auf die Bühne", sagt er mit gekränktem Unterton. "Ich habe nie eine Show abgesagt. Ich bin ein Kämpfer. Man muss nicht ins Kino gehen und ,Rocky‘ anschauen. ,Rocky‘ ist ein Film. Ich bin echt! Alles, was ich mache, ist getrieben von Schmerz, Hunger und der Begeisterung für zwei verschiedene Musikstile. "

Jahrelang, sagt er, sei er deshalb missverstanden worden. "Als ich in den USA mit ,Wild Boy‘ einen Hit hatte, sagten sie: ,Warum hast du eine Irokesen-Frisur, aber einen Song in den Urban-Charts? Das macht keinen Sinn!‘ Aber was muss es für einen Sinn machen, dass ich ich selbst bin? Ich bin Hip-Hop und Rock zugleich. Denn ich bin im Getto aufgewachsen und habe Eminem und DMX genauso geliebt wie Blink 182 und die Punk-Band Casualties. Als ich hörte, wie leidenschaftlich die ihre Lebensgeschichten präsentieren, wollte ich das auch."

Missionare

Machine Gun Kelly hat viele solche Storys zu erzählen. Sein Eltern waren Missionare, zogen von Ägypten über Deutschland zurück in die USA. Er hatte häufig Streit mit dem Vater, der ihn dann als Teenager im Keller seiner Tante zurückließ und nach Kuwait ging. Dort begann der Junior, Mixtapes zu produzieren und Drogen zu nehmen.

Machine Gun Kelly: Jugend zwischen Drogen und Mixtapes
machine gun kelly - MGK - Frequency 2016 - florian wieser -
Doch darüber will er in Interviews nicht reden. Er wolle sich das für seine Songs aufheben, sagt er. Und schließt etwas widersprüchlich an: "Das hat nichts mit dem Schmerz zu tun, der mein Antrieb ist. Dieser Schmerz kommt nur daher, dass ich in der Musikindustrie so lange schon so hart um Anerkennung kämpfen musste."

Zur Person

Machine Gun Kelly wurde am 22. April 1990 als Richard Colson Baker in Houston/Texas geboren. Nach vielen Übersiedlungen blieb er in Cleveland und begann, Mixtapes zu produzieren.

2009 gewann Baker einen Talentwettbewerb und legte sich wegen des Tempos seiner Raps das Pseudonym zu. 2011 wurde er von Puff Daddy entdeckt. 2015 erschien das zweite Album „General Admission“.

Samstagnachmittag beim Frequency. Erst seit wenigen Stunden wissen die Besucher, wer denn da eigentlich auf der Bühne stehen wird. Und doch versammelt sich eine ordentliche Menge vor der Bühne und wartet gespannt auf den Fall des Vorhangs. Ein kleines Intro und es ist soweit: Machine Gun Kelly ballert seine Reime in einer unglaublichen Geschwindigkeit in Richtung Publikum. Trotz Arm- und Gesichtsverletzung tobt er auf der Bühne, springt von einer Seite zur anderen. In seinem Rücken und auf dem Dach des Red Bull Brandwagens seine Live-Band, die für einen teils brachialen Soundteppich sorgt. Technisch brillant, erzählt er aus seinem Leben und seiner Liebe. Die gehört nicht nur dem Rap, sondern auch dem (Pop)-Punk. Deshalb darf auch "All the Small Things" von Blink 182 als Cover nicht fehlen.

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