Anekdoten vom Life Ball

Anekdoten vom Life Ball
KURIER-Redakteur Thomas Schwantzer erinnert sich an seine Life Ball-Besuche. Warum ihm dabei Ornella Muti in den Sinn kommt, erfahren Sie hier.

Excuse me, where`s the toilet?". Ich hatte die Schönheit mit dem italienischen Akzent erst gar nicht erkannt, als ich ohne nachzudenken mit der Hand in eine Richtung wies, in der sich mit Sicherheit alles Mögliche befand - mit Ausnahme einer Toilette. Das wurde mir allerdings erst bewusst, als Ornella Muti bereits mit ihren 2 Leibwächtern im Getümmel des Partyvolkes verschwand. Ihr nachzulaufen, um meinen Fehler zu korrigieren, das war im Gedränge des "Life Balls" ein unmögliches Unterfangen. Wogen bunt gekleideter Menschen spülten mich in entgegengesetzter Richtung hinfort. Wo sie ihr Geschäft dann letztlich verrichten konnte, das wissen nur Ornella und ihre zwei schrankgroßen Schatten.

 

Anekdoten vom Life Ball

Wann immer ich an meinen ersten "Life Ball" für den KURIER zurückdenke, kommt mir diese Episode in den Sinn. Vielleicht musste ja meinetwegen eine italienische Filmdiva ihr Geschäft im Innenhof des Rathauses verrichten. Kauernd, hinter einem Busch. Dabei gäbe es am Lifeball doch VIP-Toiletten, so berichtete man mir jedenfalls. Dass Ornella sich lieber unter`s Volk mischen wollte – möglicherweise in Unkenntnis dieser Tatsache – das macht sie sympathisch, retrospektiv betrachtet.

Prominente wie Ornella Muti trifft man auf Wiens schrillstem Ball zuhauf. Richtige! Keine Mausis, Katzis oder Dancing Stars. Deshalb zwei kleine Tipps meinerseits, falls sie den Ball in diesem Jahr besuchen wollen: 1. Stars sind leicht zu erkennen. Sie sind die Einzigen, die nicht kostümiert sind. 2. Machen Sie sich sanitarisch ortskundig, man weiß ja nie.

Anekdoten vom Life Ball

Ich hatte den "Life Ball" vor dieser denkwürdigen Begegnung des Öfteren privat besucht, doch mein erster Einsatz als Medienvertreter im Ornella-Jahr 2008 brachte mich zu folgender Erkenntnis, die ich nun mitteilen werde: Der "Life Ball" kann langweilig, stressig, eng und nass sein. Zumeist in dieser Reihenfolge. Das gilt allerdings nur für uns Redakteure, Kameraleute und Fotografen. Für die Gäste ist er bunt, schrill, ausgelassen und fröhlich. So soll es ja auch sein.

Für uns Medienmenschen jedoch beginnt Wiens Mega-Event schon am frühen Nachmittag. Beim Abholen der heißbegehrten Akkreditierungen. Mit so einem Presse-Band um den Hals steht man sich dann die Füße am Red Carpet in den Bauch, denn aus Erfahrung anderer Großereignisse weiß man ja: "Der frühe Vogel fängt den Wurm!" Und weil einem langweilig ist, fragt man sich, warum der Kamera-Kollege vom ZDF eine kleine Klappleiter mitgebracht hat. 5h später weiß man es. Dann ist die Pressebox am Rande des Teppichs nämlich so heillos überfüllt, dass man entweder Schlangenmensch oder Kneipenschläger sein muss, um durch die Horde wildgewordener Kollegen an die Absperrung zu gelangen, die uns vom Red Carpet trennt. Der Kollege vom ZDF filmt derweil auf seiner Klappleiter entspannt über unsere Köpfe hinweg. Man mag Klappleitern an diesem Abend nicht.

Anekdoten vom Life Ball

Hat man sich dann den Platz in der ersten Reihe erkämpft, muss man ihn mit Ellenbogen behaupten. Der interviewte Prominente sagt Dinge, die man nicht versteht, weil zeitgleich 70 Fotografen aus vollem Halse "Pamela!" brüllen. Pamela Anderson zieht mit ihrem Tross vorbei. Man hat sie verpasst, weil man Boris Becker am Mikrofon hatte. Man ärgert sich. Auch später wird man kein Statement von ihr bekommen, denn sie gehört zu jenen Stars, die den gesamten Ball völlig abgeschirmt vom restlichen Treiben verbringen.

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So weit also zu langweilig, eng und laut. Nun zu nass. Nass kann man am "Life Ball" auf viele Arten werden. Etwa durch eigenen und fremden Schweiß und immer wieder mal von oben, wie beim gewaltigen Wolkenbruch 2011. Man kann am "Life Ball" aber auch aus einer Richtung nass werden, aus der man es erst mal nicht vermuten würde: von unten. Im Jahr des Wassers 2009 bastelten die emsigen Bühnenbildner einen riesigen Wassertank, auf dessen Oberfläche dann zum Takt der Musik geschwommen, getaucht und gerudert wurde. Was nicht im TV zu sehen war, der Tank leckte. Und das nicht zu knapp. So verwandelte sich der "Red Carpet" ein bisschen in einen Schwamm und die Pressezonen rund um den Pool zeitweise in knöcheltiefe Kinderplanschbecken.

 

Anekdoten vom Life Ball

Im Jahr darauf wurde ich zwar nicht nass, dafür teilte ich mir unabsichtlich mit der ORF-Regie während der großen Show am Rathausplatz dieselbe Funk-Frequenz. Ich hoffe inständig, dass das Geplapper in unser KURIER-Handmikrofon nicht für allzu große Verwirrung im Ü-Wagen gesorgt hat. Ich konnte zwar die TV-Übertragung nicht sehen, aber ich denke es werden schon keine seltsamen Kamerafahrten durch den Rathauspark dabei gewesen sein. Als ich es bemerkte, war ich sofort wieder aus eurer Frequenz raus - nichts für ungut, lieber ORF.

Ach ja, am selben "Life Ball" wäre ich noch fast von einem Baum gefallen. Beim Versuch eine besonders gute Kameraeinstellung von Bill Clinton zu ergattern.

Alles für Sie, liebe Leser und Seher.

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