Kurt Bergmann: Politiker und doch ORF-Kämpfer

Kurt Bergmann: Politiker und doch ORF-Kämpfer
Der "Licht ins Dunkel"-Erfinder starb 81-jährig. Helmut Brandstätter erinnert sich an Kurt Bergmann.

Es ist gar nicht so lange her, da war Kurt Bergmann wieder am Telefon. Er wolle nicht lästig sein, aber der KURIER sollte doch bitte wieder über Initiativen zu einer Reform des ORF berichten, es gäbe ja genügend Ideen.

Ideen hat Bergmann bis zum Schluss gehabt und in seiner Art vorgetragen: Logisch aufgebaut, fein formuliert, politisch durchdacht.

Politik und Medien, das war sein Leben. Wie kein anderer wechselte er hin und her zwischen diesen Bereichen, wobei er jedes Mal mit vollem Einsatz für die jeweilige Aufgabe brannte, manchmal zur Enttäuschung der anderen, der gerade verlassenen Seite.

Dialog mit dem Publikum

In den 1960er-Jahren begleitete er als Pressesprecher zwei ÖVP-Finanzminister, im unabhängigen Bacher-ORF war er ab 1968 der Erste, der den Dialog mit dem Publikum suchte und sich in der Sendung Postfach 7000 mit Wünschen der Zuseher beschäftigte. Als Landesintendant von Niederösterreich erfand er "Licht ins Dunkel", wo erstmals Spenden für Menschen mit Behinderungen gesammelt wurden. Noch am 24. 12. 2015 war er, schwer krank, am Telefon, um zu sammeln.

Kurt Bergmann: Politiker und doch ORF-Kämpfer
"Amtsübergabe des Generalsekretariates: Gerhard Zeiler an Kurt Bergmann". Im Bild: Kurt Bergmann, Gerd Bacher, Gerhard Zeiler. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/Thomas Ramstorfer. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.

Als Anfang der 1990er-Jahre die Nachbarn am Balkan wegen der Kriege in Not waren, brachte er mit Caritas und Rotem Kreuz die gleichnamige Sendung ins Fernsehen. Dafür bekam er auch den ROMY-Jurypreis. Bergmann war wieder zurück im ORF, als Generalsekretär seines engen Freundes Gerd Bacher, der es 1990 noch einmal geschafft hatte, in geheimer Wahl ORF-Chef zu werden. Da brachte Kurt Bergmann Erkenntnisse mit, die er in der Zwischenzeit im Managementclub erworben hatte und förderte die Ausbildung von jungen Führungskräften.

In der Zwischenzeit, 1976 bis 1990, war er Politiker, ÖVP-Bundesgeschäftsführer, Nationalratsabgeordneter und politischer Direktor des Klubs. Als scharfer Formulierer gegen die Alleinregierung Kreisky trat er im Parlament ebenso auf wie später als loyaler ÖVP-Kultursprecher während der großen SPÖ/ÖVP-Koalition Vranitzky/Schüssel.

Öffentlich-rechtlicher

In den letzten Jahren engagierte sich Kurt Bergmann mit seinem ganzen Wissen, wie ein öffentlich-rechtlicher Sender funktionieren soll – und wie die Politik diese Unabhängigkeit hintertreibt, für eine langfristige Absicherung eines parteifernen ORF. Auf seine Initiative richtete die Regierung eine Arbeitsgruppe ORF-Reform ein, wo Experten aus dem In- und Ausland berieten. Die Umsetzung dieser Arbeit wird wohl noch dauern.

Bergmann musste auch persönliche Rückschläge verkraften. Sein Optimismus, seine Kraft und seine Familie halfen ihm dabei, wir trauern mit seiner Witwe, den Kindern und Enkelkindern.

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