Komponistin: "Moderne Musik langweilt mich"

Komponistin: "Moderne Musik langweilt mich"
Das Theater an der Wien bringt am 15. November die Oper "Gogol" von Lera Auerbach als Uraufführung. Die Komponistin und Autorin im Gespräch.

Genialer Schriftsteller, religiöser Eiferer, von Wahnvorstellungen Gepeinigter - das Leben und Sterben des Nikolai Gogol (1809-1852) gibt einiges her. Immerhin hat Gogol einen Teil seines Werkes verbrannt, fühlte sich von Teufeln verfolgt und hungerte sich letztlich zu Tode. Ein Stoff, wie geschaffen für eine große, tragische Oper.

Das dachte sich auch die russisch-amerikanische Komponistin Lera Auerbach, die Gogols Leben eigentlich in Form eines Theaterstücks auf die Bühne bringen wollte. Dann aber wurde die Musik mächtiger. Und die Komponistin siegte über die Autorin; Auerbach vertonte im Auftrag des Theaters an der Wien ihr eigenes Libretto. Das Ergebnis, das ab Dienstag zu sehen und hören ist, heißt schlicht "Gogol" und soll "keine vertonte Lebensgeschichte" des russischen Autors sein.

Musikträume

Komponistin: "Moderne Musik langweilt mich"

"Ich träume in Musik", sagt die 38-Jährige, die auch als Pianistin international gefragt ist und in den USA als bildende Künstlerin reüssiert. "Für die Oper habe ich einige meiner Lieblingsszenen aus dem Theaterstück entfernen müssen, weil sie nicht in den musikalischen Bogen gepasst haben. Die Oper hat sich aber quasi von selbst geschrieben."

Nur acht Wochen benötigte Auerbach für das Libretto; an der Musik hat sie länger gefeilt. "Für mich ist immer die Form das Wichtigste. Wenn ich die Form
aber einmal gefunden habe, dann bin ich nur mehr das Instrument der Musik", so Auerbach, die Composer in Residence bei Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist. Ein "Dresdner Requiem" hat Auerbach aus diesem Anlass auch geschrieben.

Dass "Gogol" überhaupt zur Uraufführung kommt, ist auch ein Verdienst Auerbachs. Denn der ursprünglich für die schwere Titelpartie vorgesehene Bo Skovhus musste aus stimmlichen Gründen absagen. Kein Sänger war in kurzer Zeit in der Lage, das gesamte Werk zu lernen. Also griffen Auerbach und Regisseurin Christine Mielitz zu einem Kunstgriff. Die Rolle des Gogol wurde auch in der Partitur auf zwei Sänger verteilt. Auerbach: "Ich bin da nicht puristisch. Und doppelt hält ja besser."

Zu komponieren begann Auerbach schon als Kind. "Ich habe immer in der Musik gelebt." Nachsatz: "Dabei langweilt mich die moderne Musik meist sehr."
Nicht langweilen soll sich das Wiener Publikum bei "Gogol", denn Auerbachs Komposition ist nicht sperrig. "Die Menschen sollen doch zuhören können und dabei etwas erleben. Wer gegen das Publikum komponiert, hat etwas Grundlegendes missverstanden", gibt die Komponistin ihr Credo bekannt. Und: "Ich habe keine Angst vor der Hörbarkeit meiner Musik."

"Gogol": Fakten zur Neuproduktion

Komponistin
Lera Auerbach wurde im Ural geboren; von einer Konzertreise in die USA kehrte die Pianistin nicht mehr in ihre Heimat zurück. Auerbach zählt heute zu den meistgespielten Komponistinnen.

Oper

"Gogol" von Lera Auerbach (Musik und Text). Regie: Christine Mielitz. Dirigent: Vladimir Fedosejev. Orchester: RSO Wien. Mit u. a.: Martin Winkler, Otto Katzameier, Natalia Ushakova. Ladislav Elgr. Am 15., 18., 21., 25. und 26. November an der Wien.

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