Kloiber: ATV-Verkauf nicht "heute oder morgen"

Herbert Kloibers Medien-Konzern hat 2014 eines der besten Ergebnisse der vergangenen Jahre eingefahren Bild: TMG / Andreas Büttner
Österreichische Medienpolitik macht die Aussichten für Privat-Sender "nicht rosiger".

Mit seiner Ankündigung, sich vom ersten österreichischen Privat-TV-Sender, ATV, trennen zu wollen, sorgt Filmhändler und Allein-Eigentümer Herbert Kloiber für einige Wellen in der heimischen Medienbranche. "ATV war mein größter Fehler. Mit ATV habe ich bislang Verluste in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe gemacht“, hatte er dem Handelsblatt erklärt.

Im KURIER-Gespräch präzisiert der gebürtige Österreicher: "Dass ATV verkauft werden soll, ist ja keine Überraschung und darüber wurde schon öfter geschrieben. Es ist das aber keine Angelegenheit, die heute oder morgen stattfinden muss. Das hat eine mittelfristige Perspektive von eineinhalb Jahren und wenn es ein Jahr länger dauert, ist das auch kein Problem." Einfach zusperren will er den Sender nicht. Dass Zitat im Handelsblatt entstamme "der Reflexion des Tagesgeschäfts im Angesicht des Sarkophags von Anton Bruckner" - Kloiber hatte in St. Florian ein Konzert besucht und dort das Handelsblatt-Interview gemacht.

Spekuliert wird indes, wer ATV kaufen könnte, das aufgrund seines vergleichsweise frühen Sendestarts den bestmöglichen Sendeplatz in den Kabelnetzen hat und somit sehr attraktiv ist. "In Österreich ist das mit Interessenten sehr kompliziert", meint Kloiber.

Werbemillionen

Es heißt aber, dass ATV von Puls4 im Frühjahr im Rahmen einer Due Dilligence näher unter die Lupe genommen worden sei. Dessen Geschäftsführer Markus Breitenecker "habe ich seit Jahren nicht gesehen, das ist ja auch nicht so wichtig", sagt dazu der bald 70-Jährige. Über die Puls4-Mutter, die ProSiebenSat.1-Gruppe, oder auch die RTL-Gruppe meint er: "Es ist gut möglich, dass seine Münchner Mutter das näher verfolgt wie auch RTL, wobei man dort seit der Ära Zeiler zurückhaltend ist. Solange man Werbemillionen aus Österreich über die Werbefenster so ohne Hürden durch die Medienpolitik nach München oder Gütersloh abziehen kann, ist das nicht verwunderlich."

Und dazu komme dann "noch der ORF mit seinen jetzt vier und vielleicht bald mehr Sendern und zusätzlichen Online-Aktivitäten." Was Kloiber offenbar vollends verdrießt. "Und die Medienpolitik, die dann lieber über neue Millionen für Printmedien nachdenkt als über privaten Rundfunk – es sei ihnen ja vergönnt. Aber es macht die Aussichten nicht rosiger."

2017 will Kloiber das Geschäft - die Tele München Gruppe (TMG) - an seinen Sohn, Herbert L. Kloiber, übergeben und ihm mit ATV „kein Danaergeschenk machen“, wie er nun sagte. Kloiber zum KURIER: "Mein Sohn ist ja nicht so österreichisch geprägt wie ich, der da noch umtut und versucht, Bewusstsein zu schaffen. Da ist es wohl in Zukunft einfacher, man engagiert sich im Online- oder Digital-Bereich."

Steigende Umsätze

Den jüngst veröffentlichten Bilanz-Kennzahlen nach geht es der TMG prächtig: Diese hat im Geschäftsjahr 2015 bei einem Gesamtumsatz von über EUR 236 Mio. mit einem EBITDA von EUR 56 Mio. (24% Marge) eines der besten Ergebnisse der letzten Geschäftsjahre erreicht und damit das herausragende Vorjahr noch einmal übertroffen. Wesentlich dafür war vor allem der Lizenzhandel: diverse Abschlüsse mit den großen deutschen Free-TV-Sendern, in denen eine Vielzahl von Toptiteln wie "JAMES BOND 007 - Spectre" oder "Der Hundertjährige, er aus dem Fenster stieg" brachten auch hier einen Umsatzzuwachs. Ein kontinuierlich rasantes Wachstum wurde zudem im Bereich Video on Demand vermeldet durch Lizenzverträge mit allen wichtigen Marktteilnehmern wie z.B. Amazon, Netflix, Maxdome und Google.

Umsatzsteigerungen wurden zudem von Clasart Classic mit "MET Im Kino" vermeldet, der Broadcast-Bereich mit Tele5 und RTLII war stabil.

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