Ja zu Presley, nein zu Woody Allen

Joseph Calleja singt am 27. 9. sowie am 1. und 4. 10. am Ring in „Simon Boccanegra“
Der Startenor über seine musikalischen Vorlieben abseits der Oper – und Filmangebote.

Fünf Städte in sechs Tagen – Joseph Calleja ist nach einem wahren Reise-Marathon froh, wieder in Wien zu sein und hier für einige Zeit bleiben zu können. Der Grund: Calleja singt an der Wiener Staatsoper ab heute, Freitag, den Gabriele Adorno in Giuseppe VerdisSimon Boccanegra“. Und das an der Seite von Thomas Hampson und Ferruccio Furlanetto.

Welthauptstadt

„Ich habe diese Partie im Haus am Ring ja noch nie gesungen. Also ist das für mich natürlich etwas Besonderes. So wie jeder Auftritt an der Staatsoper. Wien war immerhin die erste Stadt, die mir künstlerisch eine Chance gegeben hat. Daher kommt meine große Liebe zu dieser Welthauptstadt der Musik.“ Im Konzerthaus war Calleja aber bereits als Adorno zu hören; auch an der Seite von Hampson. Der Live-Mitschnitt liegt vor. Wie auch eine andere Einspielung.

„Amore“ heißt dieses Album – hier singt der 35-Jährige populäre Hits von Leoncavallo über Tosti bis zu Lucio Dalla und Ennio Morricone. Auch „La vie en rose“ interpretiert der gebürtige Malteser. „Wir haben nach meiner Hommage an Mario Lanza zuerst an Verdi gedacht, aber das bald verworfen. Ich finde nämlich all diese Lieder großartig und hoffe, die Menschen werden diese Musik mögen.“

Calleja weiter: „Ich habe ja keine Berührungsängste. Im Gegenteil. Alles, was zu meiner Stimme passt und den Menschen Lust auf mehr Gesang, vielleicht auf Oper macht, ist gut. Ich könnte mir etwa vorstellen, auch Frank Sinatra oder Elvis Presley zu singen. Beide waren Giganten, die sehr gute Musik geschrieben haben. Wie auch die Beatles und viele andere. Aber in erster Linie bin und bleibe ich Opernsänger.“

Als solcher will der deklarierte Weingenießer allmählich neue Rollen erarbeiten. „Auf ,Amore‘ singe ich erstmals auch in russischer Sprache. Ich habe festgestellt, dass mir diese Sprache liegt, und ich lerne sie fleißig. Denn der Lenski aus ,Eugen Onegin‘ kommt sicher. Und in vielleicht zehn Jahren – wenn meine Stimme so weit sein sollte – träume ich von ,Otello‘, ,Aida‘ und Wagners ,Lohengrin‘.“ Nachsatz: „Dafür muss ich noch sehr viel Deutsch lernen, oder besser Wagners seltsames Deutsch.“

Für die Wiener Staatsoper und alle großen, internationalen Opernhäuser hat Calleja viele Pläne. „Ja, wir reden in Wien auch über eine Neuproduktion eines sehr schönen Werkes.“ Eine andere Karriere jedoch hat vorerst Pause. Jene als Schauspieler.

Filmdebüt

„Ich bin ja kein Schauspieler“, meint der zweifache Vater lachend. „Nur weil ich in einem einzigen Film mitgespielt habe.“ Dieser Film heißt „The Immigrant“. Calleja verkörpert darin eines seiner größten Vorbilder: Enrico Caruso. „Es war ein großartiges Gefühl, in einem Film mit Stars wie Marion Cotillard, Joaquin Phoenix oder Jeremy Renner spielen zu dürfen. Auch wenn es nur eine ganz kleine Rolle war. Aber es war Caruso.“

Der Künstler weiter: „Ich möchte aber nicht den Weg meines geliebten Mario Lanza gehen, der vor lauter Filmprojekten fast nie auf der Opernbühne gestanden ist. Ich habe deswegen auch eine Anfrage von Woody Allen ausgeschlagen. Er wollte mich für eine kleine Rolle in seinem Film ,To Rome With Love‘. Aber es ging sich terminlich leider nicht aus.“

Dankbarkeit

Und welche Ziele hat Calleja sonst? „Ich habe beruflich schon mehr erreicht, als ich jemals zu träumen gewagt hätte. Ich bin da einfach nur dankbar und wünsche mir, dass es so gut weitergeht. Als Sänger hat man eine Verantwortung dem Publikum gegenüber, das mit Recht immer das Beste verlangt. Aber in Relation zu anderen Berufen wie Arzt oder Pilot, wo es um Menschenleben geht, ist das nicht so dramatisch.“

www.josephcalleja.com

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