Impfdiskussion um die Wiener Philharmoniker "komplexer als man denkt"

Daniel Froschauer, Michael Bladerer
Bei einem Konzert thematisierte das Orchester die Impfvorreihung.

Eines muss man den Wiener Philharmonikern wirklich lassen. Auch während der Pandemie ist das Orchester extrem aktiv, spielt im Musikverein (und in der Wiener Staatsoper) großartig auf. Ob Richard Wagners „Parsifal“ am Ring oder ein Konzert mit Franz Welser-Möst im Musikverein – die Philharmoniker agieren in absoluter Höchstform.

Vor der Aufführung – wenige Medienvertreter waren (nach negativem Corona-Test) zugelassen – fand Welser-Möst in einer Art Pressegespräch auch offene Worte. So warnte der Dirigent vor einer kulturellen Nivellierung nach unten („Es gibt keine Nivellierung nach oben“) und nahm dabei auch die Politik in die Pflicht; vor allem in Sachen kultureller Ausbildung. Diese wiederum funktioniere in Cleveland, da ist Welser-Möst Chefdirigent, sehr gut. „Wir erreichen 60.000 Kinder und Jugendliche pro Saison.“ Auch finanziell hat das Cleveland Orchestra „im Gegensatz zu vielen Kollegen“ aufgrund von Fundraising keine Sorgen. Und: Franz Schubert müsse man „ein wenig im Wiener Dialekt“ spielen.

Komplex

Philharmoniker-Geschäftsführer Michael Bladerer wiederum ging auf die Impfdiskussion ein und wies die Vorwürfe der Bevorzugung des Orchesters mit sehr stichhaltigen Argumenten zurück. So spiele man eben in der Oper und im Konzert, das Sommernachtskonzert stehe bevor, sollten Musiker ausfallen, wären die Pönalen hoch. Bladerer: „Die Sache ist komplexer als man denkt.“

Weniger komplex, dafür umso schöner (und im „Wiener Dialekt“) die zweite Symphonie von Franz Schubert in B-Dur sowie die große „Symphonia Domestica“ von Richard Strauss. Hier boten Welser-Möst und die Philharmoniker wahre Zauberklänge auf. Wer will, kann es am 16. Mai auf ORF III selbst nachprüfen.

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