Händler: Spießigkeit ist eine Freud'

Händler: Spießigkeit ist eine Freud'
Andrea Händler legt ihr Programm "Naturtrüb" als Tour de force durch Gesundheitswahn, Existenzpanik, präsenile Bettflucht, Tod und Schrulligkeit an.

Kaffeejause bei Andrea Händler mit selbst gemachtem Gewürzgugelhupf. Wird die Kabarettistin, die gerade ihr Biedermeier entdeckt, auf ihre alten Tag' spießig?
Diese Frage stellt sie sich selber nach 27 Bühnenjahren in ihrem neuen Solo "Naturtrüb", das am Dienstag in der Kulisse Premiere hat.

"Kuchenbacken hätte es bei mir vor drei Jahren noch nicht gespielt", sagt Händler im KURIER-Gespräch. "Da hätte ich den Alkohol herausgeholt. Jetzt kommt der Kaffee auf den Tisch, und der Rotwein ist nur im Kuchen drin. Meine Mutter findet mich schon sehr seltsam. Sie sagt: Normal hört man in deinem Alter auf zu kochen. Und du fängst erst an damit. "
Aufgehört hat sie auch. Mit dem Rauchen Ende November 2009. Zuerst nur auf ein Jahr. Danach auf Dauer. "Mein Psychiater hat gesagt, ich sei blöd. Man hört im Frühling auf", so Händler.

"Ich war eh gleich grantig und bekam dann Antidepressiva. Aber seit ich nicht mehr rauche, hab ich eine Nase wie ein Trüffelschwein, geh auf den Naschmarkt und hab 40 oder 50 Gewürze daheim."

Entdecken der konservativen Seite

Und worum geht's in "Naturtrüb"? Ums Entdecken und Erkennen der eigenen Spießigkeit - und sich ein bissel freuen darüber. "Ich freunde mich gerade mit dem Älterwerden an, damit es mich nachher nicht erwischt. Ich mache jetzt schon auf älter als ich bin, dann kann mir nicht viel passieren", so Händler.

"Manchmal tut mir etwas weh. Das entsetzt mich. Das ist demütigend. Das Einzige, was mich freut: Seit ich meine konservative Seite auslebe, finden die Leute, dass mir das optisch gut tut. Angeblich schaue ich jetzt immer so frisch aus."
"Naturtrüb" bestehe, schönreden könne man das nicht, aus
Hausfrauenweisheiten. Aber mit hohem Wiederkennungseffekt und neuen Erkenntnissen und Anregungen. Alfred Dorfer, Kollege aus Schlabarett-Tagen, habe das Skript für gut befunden, weil nicht so frauenlastig wie das Solo "Das Schweigen der Händler".

Wirklich Wichtiges

Jetzt wird wirklich Wichtiges besprochen: Verdauung, Lügen, Vergesslichkeit, das eigene Begräbnis. Händler: "Irgendwann sind wir tot. Jetzt kann ich so tun, als wäre ich nicht tot. Dann bin ich aber kein Wiener. Dann stimmt etwas nicht mit mir. Aber als Wiener denke ich darüber nach. Nicht, wohin der Tod uns führt, sondern wie wir das da zu Ende bringen. Ich plane nur das Begräbnis, sonst nichts."

Andrea Händler: "Naturtrüb"
Kulisse, Wien 17, Rosensteingasse 39. Ab 4. Oktober. Termine: siehe Link unten

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