Händler: Angst vor dem alten Gaudi-Mauserl

Händler: Angst vor dem alten Gaudi-Mauserl
Kabarett-Kritk: Andrea Händlers neues Solo "Naturtrüb" in der Kulisse behandelt Existenzängste und die Zores mit dem Älterwerden.

Wäre das Leben ein Beruf, sie würde sofort kündigen: Eine Frau, angekommen am "Lebensnachmittag" und beim Aging-Out-Konzept. "Nix ist's mit Forever Young", so Andrea Händler in "Naturtrüb". Sie redet so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Trocken. Direkt. Provokant. Verärgert, dass ihr die Kamera bei der Darmspiegelung den einzigen Drehtag im Jahr bescherte. Sie wäre "lieber tot als alt" und "geriatrisches Gaudi-Mauserl". Im neuen Solo, verfasst mit Co-Autorin Angelika Hager ("Polly Adler"), geht's um Existenzängste und die Zores mit dem Älterwerden - bekanntlich nichts für Feiglinge.

"Mein Hirn ist wie eine riesengroße Handtasche. Es ist alles drin, ich find' nur nichts mehr." Desillusioniert blickt die Händler in die Zukunft:
"Ich fürchte mich, im Ein-Stern-Pflegeheim mit ungeschultem Personal zu landen, das glaubt, ein Analgetikum ist etwas, das man von hinten einführt."

Mit einem Designereinkaufstrolley auf dem "Jakobsmuschelweg" am Naschmarkt unterwegs ist sie bei ihren sarkastischen Hochgeschwindigkeitskommentaren zur eigenen Befindlichkeit und Weltbetrachtung wie immer fassungslos, verwirrt, erheitert und entsetzt.

Sie findet, "Alkohol verdirbt nicht den Charakter, er legt ihn nur offen", sinniert über ihr vom Lebensabschnitts- zum Lebensendzeitpartner mutiertes "Bärli", Urlaub zwischen Friedhofsdeserteuren und darüber, ob sie den Leichenschmaus fürs eigene Begräbnis vorkochen und einfrieren soll. Ihr Publikum, das mit ihr "über die Jahre wie ein venenschonender Stützstrumpf mitwächst", wird sie lieben für soviel makabere Tragikomik.

KURIER-Wertung: ***
* von *****

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