"Gestohlene Kindheit": Am Schauplatz im Kinderheim

"Gestohlene Kindheit": Am Schauplatz im Kinderheim
Die Reportage von Christine Grabner wird am Freitag auf ORF 2 ausgestrahlt. Im Kinderheim Wilhelminenberg haben Kinder schreckliches erlebt.

Betroffene berichten - "Es gab immer nur Hiebe und Hausarbeit. Wir hatten keine Kindheit", sagt das ehemalige Heimkind Elfie. Im Wiener Kinderheim Wilhelminenberg soll sie Schreckliches erlebt haben: Demütigungen und sexuelle Gewalt. Geholfen hat ihr keiner, und die Täter wurden nie bestraft. Bis heute leidet die 52-jährige Wienerin an den Folgen ihrer Heimzeit.

"Gestohlene Kindheit" heißt die Reportage von Christine Grabner, die am Freitag um 21.15 Uhr in der Sendereihe "Am Schauplatz" auf ORF 2 ausgestrahlt wird. Gedreht hat das ORF-Team im Schloss Wilhelminenberg, im ehemaligen Kinderheim Wimmersdorf und auch in der KURIER-Redaktion. Das ehemalige Heimkind Elfie wollte der als äußerst brutal geltenden Erzieherin Linda vom Wilhelminenberg "noch einmal in die Augen schauen".

Dies war zwar nicht möglich, weil die 70-Jährige nur ein einziges Interview gegeben hat – dem KURIER. Aber alleine die Tonband-Aufnahme des Gesprächs mit "Schwester Linda" wühlte das ehemalige Heimkind auf. Die ehemalige Erzieherin hatte die ihr vorgeworfenen Misshandlungen bestritten. "Die lügt, sie hat uns alle geprügelt", sagt Elfie.

Und sie ist kein Einzelfall. Wie ein mehrere Hundert Seiten starker Bericht der Uni Wien bestätigt, hatte die Gewalt gegen Kinder in den Heimen der Stadt Wien System, der KURIER berichtete.

"Kinderfolter"

"Es war Kinderfolter", sagt Rudi, "es gab keinen Tag ohne Prügel und Missbrauch." Der Wiener verbrachte fünf Jahre im Kinderheim der Stadt Wien im niederösterreichischen Wimmersdorf. Die Heimleitung war in der Hand einer Familie, und das seit der NS-Zeit. Dementsprechend die Methoden, von denen die Ex-Zöglinge berichten: Schläge mit der Hundeleine, stundenlanges Stehen in der Sonne, militärische Strenge, sexuelle Übergriffe. Wenn Kinder nicht spurten, so erzählt ein ehemaliger Pädagoge, zielte der Mann einer Erzieherin schon auch einmal mit dem Gewehr auf sie.

Doch es werden auch versöhnliche Momente gezeigt: Drei ehemalige Wimmersdorfer Zöglinge legten einen Grundstein für ein Mahnmal. Es soll künftig auf die Leiden aller Heimkinder hinweisen.

Der Bericht wird auch am 19. August, um 18 Uhr, im Schikaneder Kino, Margaretenstraße 24, 1040 Wien, gezeigt. Eintritt frei.

Kommentare