Das ewige Lied vom feschen Hallodri

Ulli Maier als Trafikantin Valerie und Dominic Oley als Strizzi Alfred
"Geschichten aus dem Wiener Wald" in der Sommerarena Baden.

Die Zeiten sind hart. Die Menschen noch viel mehr.

Nach Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" als Konzentrat von Michael Thalheimer bei den Wiener Festwochen und zuletzt als Oper von HK Gruber in Bregenz das rabenschwarze (Anti-)Volksstück jetzt auch im bezaubernden Ambiente des Kurparkes Baden:

Regisseurin Birgit Doll gab 1979 selbst schon die Marianne in der legendären Verfilmung des Stücks durch Maximilian Schell.

Aus ein paar Mobiles auf Rollen besteht das Allerweltsbühnenbild (C. M. Reinhardt, E. Vogetseder) in der Sommerarena Baden: ein Passepartout, in das alles Mögliche passt. Sinnbild einer nüchtern schmucklosen Welt.

Tragikomisch

Also haben die geheimnislosen Figuren mit ihren dumpfen Lebensanschauungen viel Raum in der schaurig-komischen Seelenschau, die ganz im Sinn von Horváth Ernst und Ironie vermengt.

Vorgeführt wird eine Gesellschaft, der Glaube, Liebe, Hoffnung abhanden gekommen ist. Wobei der Tod allgegenwärtig ist: von Beginn an als kleines weißes Plastikskelett an den Fäden eines Marionettenspielers.

Zum Abgründigen und Tragikomischen, zur Welt der schrägen Töne, in der fast jeder, der hier redet, besonders falsch spricht, am tiefsten Gefühl vorbei, passt hervorragend die schräge musikalische Illustration von Peter Kaizar u. a. mit singender Säge, Akkordeon, Mundharmonika und Maultrommel.

Mit Verve durch ihr Schicksal geht Swintha Gersthofer als Marianne, die aus den Fängen des autoritären Vaters (Michael Scherff) und des grobschlächtigen Bräutigam entflieht, um beim Hallodri und Nichtsnutz Alfred (Dominic Oley) ihr Glück zu suchen ...

Ulli Maier lässt als abgebrühte, mannstolle Valerie die Hormone stürmisch brodeln. Wojo van Brouwer ist als Fleischhauer Oskar ein guter Latsch, der zwar gern eine Sau absticht und resigniert feststellt: Man ist und bleibt allein." Aber gefährlich wirkt er nicht. Und Hilke Ruthner ist als Großmutter die personifizierte Bösartigkeit in diesem Reigen der Höllenparadiesvögel.

Info: Weitere Vorstellungen am 1., 7., 22. und 30. 8. 02252/22522 www.buehnebaden.at Ab 11. 10. im Landestheater NÖ in St. Pölten.

KURIER-Wertung:

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