IKEA-Möbel brechen auseinander

Harold (Bjørn Sundquist, re.) und sein verkrachter Sohn
Recht abwechslungsreiches, absurdes Roadmovie

Der Titel ist keine Anspielung auf Quentin Tarantinos Kult-Film, sondern auf das beliebte Regal eines schwedischen Einrichtungshauses. Für Harold, den "Helden" des Films, ist "Kill Billy" eine Kampfansage: Seit 40 Jahren führt er ein Möbelgeschäft in einem norwegischen Provinznest, doch als nebenan eine IKEA-Filiale eröffnet, verliert er alles – Geschäft. Haus. Frau. Also beschließt der verzweifelte Geschäftsmann auf eigene Faust einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen und den IKEA-Gründer Kamprad zu entführen. Unterwegs trifft er auf eine 16-jährige Autostopperin, die vor ihrer Mutter davongelaufen ist und ihm bei der Entführung hilft. Unerbittlich fällt der Schnee, kühle Farben dominieren, etwas Wärme verschafft höchstens Alkohol.

Der norwegische Regisseur Gunnar Vikene bietet mit "Kill Billy" ein zunächst recht abwechslungsreiches, absurdes Roadmovie. Seitenhiebe gegen den Großkonzern werden ausgekostet, IKEA-Möbel brechen auseinander, auch Kamprads Nazivergangenheit wird genüsslich inszeniert. Aber weil die Geschichte über das Scheitern von Lebensplanungen dann doch eine Moral transportieren muss, entwickelt sich aus der anarchischen Idee ein Rührstück, das für die Filmfiguren Läuterung bereithält – und für den Zuschauer letztendlich doch auch ein wenig Langeweile.

Von Gabriele Flossmann

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