Dornhelm: "Pause mach’ ich erst in der Horizontalen"

Im vierten Keller des Burgtheaters inszenierte Dornhelm Szenen von "Das Sacher"
"Das Sacher" wird kein Film, sagt Robert Dornhelm und bedauert die neue Hoch-Zeit der Dampfplauderer.

Tief unten im vierten Keller des Burgtheaters. Es tropft Wasser von den Wänden, Schatten zeichnen sich im Halbdunkel ab, Schritte hallen durch den Gang, werden lauter. Und dann tritt Simon Schwarz mit einem vielleicht bewusstlosen Mädchen im Arm ins Licht. Es ist das eine der letzten Szenen, die für "Das Sacher. Die Geschichte einer Verführung" in Wien gedreht wurden. Die Dreharbeiten für den prominent besetzten Zweiteiler werden heute abgeschlossen.

Anders als der Titel vermuten lässt – "Das Sacher" ist kein süßer Film. "In Anlehnung an Theodor Kramer würde ich sagen: Nicht fürs Süße, nicht fürs Saure, fürs Bittere bin ich da", sagt Regisseur Robert Dornhelm. "Der Film ist ein Mosaik der Zeit um 1900 mit Figuren aus der Ober- und der Unterschicht. Es geht um den Krieg, Sisis Ermordung, das Ende der Monarchie, Standesdünkel, Nationalismus, Freimaurerei, Tod und auch um Liebe."

Für den österreichischen Hollywood-Regisseur ist der für ORF und ZDF produzierte Film jedenfalls "kein Besuch im verstaubten Museum. Auch ein historischer Film braucht einen Bezug zu heute, sonst ist er eine vergebene Chance." Er erkenne viele Parallelen in der Sacher-Geschichte und der Welt, wie sie jetzt sei, meint Dornhelm. "Die Leute folgen wieder den gleichen Dampfplauderern, die nur Rassismus, Neid, Missgunst, Verdrossenheit, Unsicherheit und Angst verbreiten. Dass das wieder so gut funktioniert, ist unglaublich traurig."

Kein Vergleich

Das will der 68-Jährige nicht nur auf Österreich gemünzt sehen. "Verglichen mit Donald Trump ist HC Strache ein bedeutungsloses Würstchen. Denn Trump kann allen auf dieser Welt schaden." Aber was sich derzeit in Europa und den USA entwickelt, empfindet er als "unendlich traurig. Denn ich habe noch den Weltkrieg zu fühlen bekommen. Die zerbombten Häuser waren noch da und die Dummheit, aus der dieser Nationalismus entstanden ist, der ins Elend führte."

Glücklich machen ihn deshalb sein Produktionsteam und der Teamgeist, dem weder Bundespräsidentenwahl noch Fußball-EM etwas anhaben konnten. Und auch die Schauspieler. "Das war eine sehr gute Besetzung, so viel Talent."

Kurz vor Drehende konnte sich Dornhelm auch noch über den Österreichischen Musiktheaterpreis für St. Margarethen freuen, wo er in den vergangenen drei Jahren die Opern "La Boheme", "Aida" und "Tosca" inszenierte. "Das hat Spaß gemacht."

Die nächsten Aufgaben und Angebote warten bereits auf ihn. "Pause mach’ ich erst in der Horizontalen." Einen Film-Traum will Dornhelm noch wahr werden lassen – er möchte den "Blondel" von Richard O’Brien verfilmen. "Das war das erste Projekt nach meiner Oscar-Nominierung: Cher, Bob Dylan, zwei der Rolling Stones, einen Beatle – ich hatte alle schon unter Vertrag. Aber ich habe nur die Hälfte des Budgets zusammenbekommen. Da habe ich viel Lehrgeld bezahlt." Trotzdem: "Mein Job ist ein Geschenk.

Stichwort: Das Sacher

Dornhelm: "Pause mach’ ich erst in der Horizontalen"
Fototermin anlässlich der Dreharbeiten zum TV- Zweiteiler über "Das Sacher" in Wien am 03.05.2016. Im Bild: Julia Koschitz, Francesca Habsburger, Josefine Preuß

Der aufwändig produzierte und prominent besetzte historische Zweiteiler spannt einen Bogen über knapp drei Jahrzehnte, die den Glanz und Untergang der Donaumonarchie spiegeln: vom goldenen Fin de Siècle zu den Vorboten eines Krieges, der ganz Europa für immer verändern wird. Josefine Preuß Bild re.), Julia Koschitz (li.), Laurence Rupp und Florian Stetter erzählen die Geschichte zweier Paare, deren Lebenswege sich im Sacher kreuzen. KURIER ROMY-Preisträgerin Ursula Strauss (Mi.)spielt die Grande Dame Anna Sacher und Robert Palfrader den Portier des traditionsreichen Hauses. Die Drehbücher schrieb Rodica Döhnert ("Das Adlon").

In weiteren Rollen spielen u. a. Nina Proll, Edin Hasanovic, Joachim Król, Dietmar Bär, Peter Simonischek, Simon Schwarz, Bernhard Schir Robert Stadlober.

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