Dinge auf Wanderschaft
„Was mich an der Kunstwelt langweilt, ist der Mythos, dass Kunst so wertvoll ist und so teuer sein muss. Kunst ist einfach das, was man tut.“
Dieses Zitat von Nathalie du Pasquier, das sich in einem schmalen Begleitheft findet, ist symptomatisch für die Leichtigkeit, die ihre Werkschau „Big Objects Not Always Silent“ atmosphärisch durchzieht. Es ist eine im besten Sinn niedrigschwellige Ausstellung – die Erklärungen, ohne die man sich in anderen Präsentationen öfters alleingelassen fühlt, fehlen hier keineswegs: Man darf schauen, assoziieren, sich bewegen, wie es beliebt.
Perspektivenwechsel
In der Welt, die im Erdgeschoß der Kunsthalle im MuseumsQuartier ausgebreitet ist, wandern Formen und Objekte kreuz und quer durch alle Medien und Zustände: Ein Kaffeehäferl etwa, eben noch ein „nützliches Objekt“, wird in absurden Übereinanderstapelungen zu einer Säule oder einer Skulptur, dann wieder zum Motiv eines zweidimensionalen Gemäldes. An Trinkgläsern scheint die Künstlerin vorrangig wegen ihrer optischen Eigenschaften interessiert zu sein – etwa, wenn sie die Aufgabe meistert, den Blick auf eine Tischkante durch ein gefülltes Glas hindurch exakt wiederzugeben.
Umgekehrt treten in du Pasquiers Welt abstrakte Formen – Gitter, Dreiecke, Kreise – aus der Zweidimensionalität hervor, werden zu Teilen von Möbeln oder Skulpturen, um dann wieder als Motive in Gemälden Schatten zu werfen oder sich mit anderen Dingen zu überlagern.
Baukasten-System
Bei du Pasquier beeindruckt nicht zuletzt auch die handwerkliche Sorgfalt, mit der sie Einflüsse in ihre eigene Welt überführt – von der Beliebigkeit, die so gern an das Wort „postmodern“ angehängt wird, ist weit und breit nichts zu sehen. Sehr wohl spürbar ist aber eine inspirierende Begeisterung für „das, was man tut“ – was immer „das“ auch sein mag.
Info: Bis 13.11.
Nathalie du Pasquier, 1957 in Bordeaux geboren, lebt seit 1979 in Mailand. 1980 war sie an der Gründung des stilprägenden Designer-Kollektivs „Memphis“ beteiligt. Nach dessen Zerfall 1987 definierte sie sich primär als Malerin. Die Schau „Big Objects Not Always Silent“ ist die erste große Ausstellung du Pasquiers in einer internationalen Kunst-Institution. Im Rahmenprogramm wird u.a. ein Siebdruck-Workshop angeboten, am 2.10. hält die Künstlerin selbst einen Vortrag.
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